Kommentar Flüchtlingsunterbringung: Dörfer sind ungeeignet

Unfreiwilliger Präzedenzfall: Wer laut rassistische Ressentiments verbreitet, wird mit unerwünschten Flüchtlingen nicht behelligt.

Grundsätzlich ist die Entscheidung des Landkreises Harburg richtig: Es kommen keine Flüchtlinge nach Undeloh. Abgesehen davon, dass es dort an allem Möglichen fehlt – vom Supermarkt über vernünftige Verkehrsanbindungen und Sprachkurse bis zu Arzt und Apotheke: Die Akzeptanz für eine Sammelunterbringung müsste wohl größer sein, als sie es in dem Örtchen ist. Gut, dass der potenzielle Betreiber der Unterkunft da nicht mitmachen wollte.

Von den fremdenfeindlichen Äußerungen, die auf der Gemeindeversammlung im Februar fielen, haben sich die Leute von Undeloh inzwischen deutlich distanziert. Das ist gut – was aber bleibt, ist ein schwieriger Eindruck: Auch wenn dahinter vielleicht die schiere Sorge um den Wert des eigenen Grundstücks steht, muss man nur laut genug rassistische Ressentiments verbreiten, und das Problem mit den unerwünschten Flüchtlingen geht wieder weg.

Hier wurde also unfreiwillig ein Präzedenzfall geschaffen – aus dem aber auch etwas Gutes hervorgehen könnte: Wenn nämlich der Fall Undeloh dazu führen würde, dass Sammelunterkünfte in kleinen und abgelegenen Orten ohne wirkliche Infrastruktur von vornherein keine Option mehr wären. Denn das größte Problem ist noch nicht mal der Rassismus, wie er sich – nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal – in Undeloh gezeigt hat. Es sind die Sammelunterkünfte. Sie gehören abgeschafft.

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Jahrgang 1977, die Soziologin arbeitete fast 15 Jahre - meist als freie Autorin - für die taz nord sowie für den NDR in Hamburg als Nachrichtenredakteurin Online und Radio, ging dann kurz zum stern und war anschließend stellvertretende Ressortleiterin Lokales bei der Hamburger Morgenpost. Seit 2023 ist sie Redaktionsleiterin der taz nord.

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