Das leider unverzichtbare Medibüro: Nicht desillusionieren lassen

Jessica Groß und das Medibüro, Panter Preisträger 2009, vermittelt Menschen ohne Papiere unentgeltliche medizinische Hilfe.

"Es ist eigentlich ein Skandal, dass es uns geben muss." - Jessica Groß Bild: Rolf Zoellner

2009 stand Jessica Groß auf der Bühne der Komischen Oper, nahm den Panter Preis entgegen, holte ihr Team dazu und sagte: "Es ist eigentlich ein Skandal, dass es uns geben muss."

Und nun, fünf Jahre später, gibt es sie immer noch, unverändert. Überhaupt, sagt sie, habe sich wenig geändert: "Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus werden immer noch aus der medizinischen Versorgung ausgegrenzt."

Nach wie vor setzt sich die Gynäkologin deswegen für das 1996 von ihr mitgegründete Projekt Medibüro ein, das Ärzte und Ärztinnen an Menschen ohne gültige Papiere vermittelt.

Das Preisgeld von 5.000 Euro und die Medienaufmerksamkeit waren zwar ein willkommenes Geschenk - aber schon kurze Zeit später war nicht mehr viel davon übrig.

2011 stand das Projekt kurz vor dem Aus; gesichert ist dessen Finanzierung nach wie vor nicht. Dabei sind es rund 1.000 Patienten, die jährlich an Ärzte vermittelt werden. Operationen, Medikamente und Krankenhausaufenthalte werden finanziert - alles auf der Basis von Spenden und unentgeltlicher Arbeit.

In gewisser Weise ist das Medibüro ein Spiegel der gescheiterten europäischen Flüchtlingsproblematik. "Wir haben eher Probleme dazubekommen durch die sogenannte Lampedusa-Problematik", sagt Groß.

Flüchtlinge, die in Italien oder Spanien angekommen sind und weiter nach Deutschland kommen, haben hier keinen Anspruch auf eine Krankenversicherung oder medizinische Versorgung. Aber die Menschen stehen dann im Medibüro. Also fühlt sich Jessica Groß zuständig.

"Wenn man Flüchtlingspolitik macht, dann darf man sich nicht so schnell desillusionieren lassen", sagt sie.

JASMIN KALARICKAL