Campus Party Europe: Nur die Geliebte wird nicht geteilt
Der Bestseller-Schriftsteller Paulo Coelho hat eine Botschaft: Teilen verändert die Welt. Eigens dafür trat er bei einem Technologiefestival in Berlin auf.
Er steht selbstbewusst auf der Bühne, ein kleiner Mann mit weißem Haarflaum, ganz in schwarz gekleidet: Paulo Coelho, einer der erfolgreichsten Schriftsteller der Welt.
Er spricht auf der „Geek-Messe“, der „Campus Party Europe“, dem seit 1997 ausgerichteten riesigen Technologiefestival, das in dieser Woche erstmals in Deutschland, auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tempelhof, stattfindet.
Coelho spricht hier, weil er mehr als fünf Millionen Follower auf Twitter und mehr als neun Millionen Fans auf Facebook hat. Und weil er eine Message hat: „Je mehr ihr teilt, desto mehr bekommt ihr zurück“. Aha.
Das Licht fällt durch den ehemaligen Hangar des Flughafens und lässt Coelho wie einen Heiligen erstrahlen. Er reckt den Finger in die Luft und predigt das Sharen. „By sharing content we can change the world“. Wow. Auf die Frage aus dem Publikum, wie man sich als Nachwuchsautor über Wasser halten soll, wenn man alle Inhalte teilt, fallen ihm weitere Gemeinplätze ein.
Er selbst stellt seine Bücher kostenlos ins Internet. Kann man ja auch, wenn man seit Jahrzehnten in den Bestsellerlisten der ganzen Welt vertreten ist. Junge Schriftsteller sollen sich nicht davor fürchten, ihre Ideen mitzuteilen. Guter Inhalt werde früher oder später immer honoriert werden.
Am Ende lenkt er ein. Alles müsse man nicht teilen. „We don’t have to share our girlfriends“. Na gut.
Was bleibt? Das Gefühl, dass Otto Normalverbraucher weiterhin gefahrlos Paulo Coelho bei Lieblingsautoren ankreuzen kann und damit nach wie vor weder Gefahr läuft, intellektuell noch banal zu wirken.
Leser*innenkommentare
Lexi
Gast
Früher haben solche Leute Slogans geprägt wie: Wer zwei mal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Establishment. Heute sind die arrivierten Alt-68er die armseligsten Spießer, die man sich auch nur vorstellen kann. Was dabei heraus kommt, sah man ja an der Agenda 2010. Und dieses elende Propaganda-Blatt taz macht diesen Unsinn auch noch mit. Klar, die taz ist ja ein Kind dieses armseligen Geistes und auf der utopischen geistigen Entwicklungsstufe von 1979 stehen geblieben.
Der Artikel ist so was von armselig, dass es nur noch weh tut. Gott sei Dank: taz zahl ich nicht.
Hans
Gast
"Das „frei“ kommt nicht von „Freibier“, sondern von „Freiheit“." Das ist auch eine Aussage und es spielt sicher eine Rolle, von woher sie kommt. ;)
Oder sollte es am Ende doch heissen: "Wir verbitten uns das Reden?"
Lope
Gast
Nicht intellektuell aber doch banal, wirkt dieser Artikel auf Otto Normalverbraucher.
MeinName
Gast
Schlimm genug, dass dieser Autor solch einen sexistischen Altherrenhumor pflegt. Dass die taz diese Machoscheiße in der Überschrift dann aber auch noch für nen billigen Lacher quasi zweitverwertet ist einfach nur armselig.
luftikus
Gast
Geht doch nichts über ein bisschen beiläufigen Sexismus als Pointe...