Bundesliga Sonntagsspiele: Rotation und Stagnation

Bayern München gewinnt bei Hannover 96 zum 14. Mal in Folge in der Bundesliga. Frankfurt und Bremen treten im Abstiegskampf auf der Stelle.

Koa Einsatz: Manuel Neuer wurde gegen Hannover nicht gebraucht. Bild: ap

HANNOVER/FRANKFURT dpa | Und noch ein Sieg: Trotz Rotation auf vier Positionen hat Seriensieger Bayern München locker, leicht und lässig sein 14. Bundesligaspiel nacheinander gewonnen. Durch das ungefährdete 4:0 (2:0) am Sonntag bei Hannover 96 nimmt der unschlagbar wirkende Fußball-Rekordmeister die nächste Bestmarke ins Visier - den Rekord von 2005 mit 15 Siegen in Serie.

Thomas Müller (25. Minute/59.), Thiago (34.) und Mario Mandzukic (65.) in seinem 100. Bundesliga-Spiel erzielten die Treffer für die Münchner. Mit 19 Punkten Vorsprung auf Bayer Leverkusen dominiert der Spitzenreiter die nationale Liga quasi ohne Konkurrenz. Manuel-Neuer-Stellvertreter Tom Starke zeigte im Bayern-Tor eine gute Vorstellung und verhinderte bei drei Großchancen einen Gegentreffer.

Angesichts seines Edelkaders und des komfortablen Vorsprungs an der Tabellenspitze konnte sich Pep Guardiola den Luxus einer umfassenden Rotation leisten. Nationaltorwart Manuel Neuer, beim Champions-League-Sieg beim FC Arsenal überragender Rückhalt, erhielt eine Verschnaufpause. Für ihn durfte Starke zwischen die Pfosten. Zudem saßen Dante, Toni Kroos und Arjen Robben anfangs auf der Bank.

In der 15. Minute umkurvte Artjoms Rudnevs den aus dem Tor eilenden Starke, doch im Zurücklaufen brachte der Schlussmann noch seine Hand vor den Ball und verhinderte das 1:0. In der 55. Minute lenkte er einen Kopfball von Mame Diouf um den Pfosten, in der Schlussphase rettete er gegen Christian Schulz (82.).

Die Gastgeber agierten in der Anfangsphase couragiert. Im Gegensatz zu manch anderen Bayern-Konkurrenten erstarrten die Niedersachsen nicht in Ehrfurcht. Die Münchner aber warteten geduldig auf ihre Möglichkeiten - und nutzten sie im Stile eines Meisters.

Erste Chance, erstes Tor: Nach einer Flanke von Rafinha köpfte Müller zur Führung ein. Neun Minuten später spielte Bastian Schweinsteiger einen herrlichen Pass auf Thiago, der Hannover-Keeper Ron-Robert Zieler keine Abwehrmöglichkeit ließ.

Schweinsteigers Vorstellung dürfte nicht nur seinen Vereinscoach erfreut, sondern auch den Bundestrainer etwas beruhigt haben. Wenige Stunden nach den sorgenvollen Einwürfen von Joachim Löw zeigte der lange verletzte Nationalspieler bei seiner Rückkehr in die Startelf eine starke Partie, viel Präsenz und forderte immer wieder die Bälle.

„Sportlich gesehen bin ich echt nachdenklich. Drei Monate vor der WM haben wir acht, neun Spieler, die haben wenig Rhythmus, die sind lange verletzt gewesen, haben lange nicht gespielt. Ich bin mir nicht sicher, ob der eine oder andere zurückkommt vor der WM“, hatte Löw bei der Auslosung der Qualifikationsgruppen für die EM 2016 gesagt. Bei der WM in Brasilien brauche er Spieler, „die einen Superrhythmus haben, die physisch stark sind“, betonte der 54-Jährige.

Schweinsteiger jedenfalls fiel auch nach dem Wechsel nicht nur wegen seiner roten Handschuhe zum weißen Kurzarm-Trikot auf. Vier Tage nach dem 2:0-Sieg beim FC Arsenal, als der Mittelfeldspieler pausierte, führte Schweinsteiger gekonnt Regie und seine Mannschaft zum ungefährdeten Sieg. In der 72. Minute war sein Arbeitstag beendet, Claudio Pizarro kam. Ein Tor gelang dem Angreifer nicht mehr - es blieb bei den weiteren Treffern durch Müller und Mandzukic.

Abstiegssorgen bei Entracht Frankfurt

Die Lust auf den Europapokal war Armin Veh gründlich vergangen. „Ich habe keine Vorfreude auf Porto, ich habe Sorgen“, grantelte der Frankfurter Trainer nach dem trostlosen 0:0 gegen Werder Bremen im Abstiegsduell der Fußball-Bundesliga am Sonntag. Dass die Eintracht am Donnerstag in der Europa League gegen den portugiesischen Spitzenclub FC Porto den Sprung ins Achtelfinale schaffen kann, löste bei Veh keine besondere Sehnsucht aus. „Als Trainer muss ich schon wieder an den nächsten Sonntag denken, wenn es gegen den VfB Stuttgart geht“, sagte Veh. „Wir sind der einzige Club da unten drin, der auch noch auf internationaler Bühne vertreten ist. Das ist nicht einfach.“

Doch die magere Nullnummer gegen Bremen war nur zu geringem Maße auf die Strapazen der Doppelbelastung zurückzuführen. Vielmehr fehlten den Gastgebern vor 44.300 Zuschauern in der Commerzbank-Arena schlichtweg die spielerischen Mittel, um gegen die nach der Gelb-Roten Karte gegen Felix Kroos von der 36. Minute an dezimierten Bremer den dritten Heimsieg in Serie zu landen. „Da muss man sich einfach auch mal gegen seinen Mitspieler durchsetzen“, monierte Veh das mangelnde Zweikampfverhalten seiner Schützlinge.

Zudem kritisierte der Frankfurter Trainer die „erbärmlichen“ Flanken und Standards. Aus 14:2 Ecken, 23:1 Flanken, 21:3 Torschüssen und 74 Prozent Ballbesitz wussten die Gastgeber einfach kein Kapital zu schlagen.

Und doch hätten die Frankfurter am Ende fast doch noch gewonnen. Zwei Minuten vor Schluss kam Alexander Meier völlig frei zum Kopfball, verfehlte das Gehäuse der Bremer aber um Zentimeter. „Ich wollte genau ins Eck zielen. Dabei habe ich wohl etwas zu genau gezielt“, meinte der Mittelfeldspieler nach seinem 200. Bundesligaspiel enttäuscht. Anstatt eines großen Schritts in Richtung Klassenverbleib bleiben die Frankfurter im Abstiegskampf hängen. Der Vorsprung auf den Hamburger SV auf Platz 16 beträgt gerade einmal drei Punkte.

Das gilt auch für den SV Werder, der am kommenden Samstag den HSV zum brisanten Nordderby empfängt. Und doch war die Gemütslage bei den Hanseaten gänzlich anders. „Ich bin mit dem Punkt sehr zufrieden. Die Mannschaft hat es in Unterzahl sehr gut gemacht“, sagte Bremens Geschäftsführer Thomas Eichin.

Dass sein Team nach dem Feldverweis gegen Kroos überhaupt keine Anstalten mehr machte, nach vorne zu spielen, wollten die Verantwortlichen nicht als Kritik geltenlassen. Ganz im Gegenteil. „Bei unserer Gegentrefferstatistik war ich als Trainer schon sehr gespannt, wie meine Mannschaft mit der Situation nach der Gelb-Roten Karte umgeht“, sagte Trainer Robin Dutt. „Sie haben sich leidenschaftlich gewehrt. Wer weiß, wofür der Punkt noch gut ist.“

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