Bürgerkrieg in Myanmar: Mord zwischen Buddhastatuen

Die myanmarischen Behörden erlauben nur wenig humanitäre Hilfe im Land. Organisationen zeichnen ein Bild des Schreckens.

Menschen transportieren eine Leiche auf einer Trage

Nach einem Luftangriff Ende Juni bergen Einwohner des Dorfes Nyaung Kone einen toten Mann Foto: Pale Entertainment/ap

BANGKOK taz | Zwei Frauen und ein Mädchen sitzen auf dem Boden einer Bambushütte. Das Dach ist nur noch ein Gerüst. An einer Ecke bietet eine Plastikplane notdürftigen Schutz vor dem Monsunregen. In einer Schubkarre transportieren Überlebende eines Angriffs der Armee die Leichen von drei buddhistischen Mönchen zum Krematorium. Aus einer zerbombten Kirche tragen Helfer einen Mann, dem durch eine Landmine ein Unterschenkel abgerissen wurde. Zwei Jungen kauern mit ängstlichen Gesichtern in einem Erdloch zum Schutz vor Gefechten in einer Böschung. Auf Satellitenfotos des Feuerinformationssystems FIRMS der Nasa sind niedergebrannte Dörfer zu sehen.

Solche Fotos verschickt die Hilfsorganisation Free Burma Rangers (FBR) fast täglich zusammen mit Lageberichten aus dem myanmarischen Bundesstaat Kayah, Heimat des Volkes der Karen. „Die Luftangriffe, der Artilleriebeschuss, die Angriffe mit Panzern und Granatwerfern sind brutal. Das sind die schlimmsten Angriffe, die ich in den 30 Jahren, in denen ich in Birma arbeite, erlebt habe“, sagt FBR-Gründer David Eubank.

Insgesamt wurden durch den Bürgerkrieg nach Angaben der Vereinten Nation in ganz Myan­mar bereits mehr als 1,5 Millionen Menschen zu Binnenvertriebenen. Tausende sind zudem über die Grenzen nach Thailand oder Indien geflohen. Die provisorischen Flüchtlingslager sind für humanitäre Hilfsorganisationen kaum zugänglich. „Das Militär behindert Hilfstransporte“, sagt James Rodehaver, Leiter des Myanmar-Teams der UN-Menschenrechtskommission bei einer Myanmar-Veranstaltung des Klubs der Auslandskorrespondenten in Thailand.

Mehr als 15 Millionen Menschen seien derzeit im Land auf Lebensmittelhilfen angewiesen. Bei der Einnahme von Dörfern verwüste die Armee Felder, zerstöre Vorräte und töte das Vieh. Helfer würden verhaftet oder ermordet, Krankenwagen von Widerstandsorganisationen, buddhistische Klöster und von Kirchen betriebene Hospitale würden beschossen. Durch eine verschärfte Registrierungspflicht habe sich die Junta zudem die absolute Kontrolle über die Finanzen und die Einfuhr von Hilfsgütern humanitärer Nichtregierungsorganisationen (NGO) gesichert. „Helfer gelten als Unterstützer des Widerstands“, sagt Rodehaver.

Entspannung durch Buddhastatue?

Bis Ende Juli gab es keine Hinweise darauf, dass die myanmarischen Behörden ihre Beschränkungen für die Genehmigung internationaler und lokaler humanitärer Hilfslieferungen gelockert hätten, auch nicht für die von dem tropischen Wirbelsturm „Mocha“ betroffenen Regionen, dem um die 140 Menschen zum Opfer fielen.

Flüchtlinge und Hilfsorganisationen schauen jetzt gespannt auf die Einweihung der laut Propaganda weltweit größten Buddhastatue aus Marmor in der Hauptstadt Naypyidaw. Bei Mizzima heißt es allerdings: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist unklar, ob die Junta den 1. August – wenn die neue Buddhastatue eingeweiht wird und wichtige Ankündigungen gemacht werden – nutzen wird, um grünes Licht für die Lockerung der Bürokratie für humanitäre Hilfe zu geben.“

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