Boykottforderungen gegen Israel: Nicht untergehen

Bei der Schwimm-WM in Doha wird über Israels Teilnahme diskutiert. Auch im Fußball formiert sich eine wieder eine Bewegung gegen den jüdischen Staat.

Israelische Synchronschwimmerinnen bei der WM 2024 in Doha

Sport als Selbstbehauptung: Israels Synchronschwimmerinnen bei der WM in Doha, 5. Februar 2024 Foto: Imago/Insidefoto

Nun sind sie doch angereist. Israel nimmt mit einem kleinen Team an den Schwimm-Weltmeisterschaften in Doha teil. Noch Ende Dezember hieß es, eine Teilnahme sei unwahrscheinlich. Schließlich hat das Gastgeberland Katar über viele Jahre die Terrororganisation Hamas finanziert und deren Führungsgruppe Asyl gewährt.

Im Synchronschwimmen, Kür der Teams, wurde die Equipe am Freitag Achte, in der Pflicht Siebte. Und das Duo Shelly Bobritsky und Ariel Nassee konnte in der vergangenen Woche in der Pflicht gar Platz fünf für Israel holen. Ähnlich im Freiwasserschwimmen: Bei den Männern kam Matan Roditi als Zehnter über 10 Kilometer ein – knapp vor dem besten Deutschen, Oliver Klemet.

Die Voraussetzungen für die israelischen Sportler sind extrem schwierig: Die Unterkünfte sind geheim, die täglichen Wege zum Training werden stets gewechselt, Personenschutz ist obligatorisch.

Und da ist der Hass. Die BDS-Bewegung, die für einen Boykott Israels trommelt, fordert: „Anstatt Israel Hindernisse aus dem Weg zu räumen, wäre es angemessener, ihm die Möglichkeit zu verwehren, ein Sportereignis auf arabischem Boden zu nutzen, um seine anhaltenden Verbrechen der letzten 75 Jahre zu beschönigen.“ Der Onlinedienst Doha News überschlägt sich mit angeblichen Skandalen, die es aus dem israelischen Team zu berichten gebe: etwa, dass der Kraulsprinter Denis Loktev vor fünf Jahren, während seiner Zeit bei der Armee, auf Instagram ein Foto in Uniform und mit Waffe gepostet hat.

Was solche Markierungen bewirken können, berichtete der Spiegel jüngst von einer anderen Sportart in der neutralen Schweiz: „Die Fechter erhielten bei einem Wettkampf in Bern auf dem Weg ins Hotel eine Bombendrohung. Sie verschanzten sich in der Umkleide in der Halle.“

Auch im Fußball wird politischer Druck aufgebaut

Politischer Druck, Israel aus dem Weltsport zu verbannen, wird derzeit vor allem im Fußball aufgebaut. Ein offener Brief von zwölf Landesverbänden fordert die europäische Fußballunion Uefa auf, Israel auszuschließen. Autor ist der Jordanier Prinz Ali bin Al Hussein, Präsident des Westasiatischen Fußballverbandes. Uefa-Generalsekretär Theodore Theodoridis antwortete, in seinem Verband habe es diesbezüglich „keine Diskussion oder Absicht“ gegeben.

Theodore Theodoridis, Uefa

„Vergessen Sie nicht den Beginn dessen, was jetzt passiert“

Auf Rückfrage von Journalisten, ob nicht nach Sanktionen gegen Russland Ähnliches gegen Israel greifen müsste, erinnerte Theodoridis an das von der Hamas begangene Massaker gegen israelische Zivilisten am 7. Oktober: „Vergessen Sie nicht den Beginn des Krieges in Russland und der Ukraine und den Beginn dessen, was jetzt im Nahen Osten passiert – was natürlich bedauerlich ist.“ Bei der Auslosung der Uefa Nations League am vergangenen Donnerstag wurde Israel in die Gruppe 2 der Liga A gezogen – mit Italien, Belgien und Frankreich.

Israel nicht nur von Europas Fußballplätzen, sondern von denen der ganzen Welt zu vertreiben, bemüht sich der Iran. Am Wochenende forderte der Fußballverband des Mullah-Regimes die Fifa auf, Israel „vollständig von allen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Fußball zu suspendieren“.

Während BDS glaubt, eine „Normalisierung“ Israels zu sehen, kämpfen israelische Sportler um halbwegs normale Wettkampfbedingungen. Die Schwimmerin Anastasia Gorbenko, als zweifache Weltmeisterin von 2021 der Star im Team, gilt in Doha nicht als Favoritin. Ihre Hoffnungen gelten einer etwas normaleren Veranstaltung – den Olympischen Spielen im Sommer in Paris.

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