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Sommerwelle ist schon da

Die Coronazahlen steigen stetig an. Gesundheitsminister Lauterbach empfiehlt Maske und vierte Impfung

Von Frederik Eikmanns undTanja Tricarico

Viele hatten es befürchtet, jetzt zeigen auch die Zahlen des Robert Koch-Instituts, dass die Pandemie noch lange nicht vorbei ist. Wie das RKI am Mittwoch meldete, wurden binnen 24 Stunden 92.344 Neuinfektionen registriert. Die bundesweite Siebentageinzidenz stieg auf 472,4 von 447,3 am Vortag. Sie gibt an, wie viele Menschen sich innerhalb einer Woche auf 100.000 Personen anstecken. 112 weitere Personen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Auch auf den Intensivstationen der Krankenhäuser nimmt die Zahl der Coronapatienten seit einigen Tagen wieder zu: Am Dienstag waren es 661 und 21 mehr als am Montag.

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte die Sommerwelle kommen sehen. Als Gegenmittel empfiehlt er: freiwillig Masken tragen in Innenräumen und eine vierte Impfung. „Die vierte Impfung schützt vor schwerer Krankheit und senkt für ein paar Monate, wenn auch unvollständig, Ansteckungsrisiko“, twitterte Lauterbach. Der zweite Booster sei für Ältere und Menschen mit Vorerkrankung besonders wichtig. Laut Bundesgesundheitsministerium erhielten bisher in Deutschland rund 5,2 Millionen Menschen eine zweite Auffrischungsimpfung.

Insbesondere für Pflegebedürftige und Schwerstkranke dürfte die neue Welle gefährlich werden. Die Stiftung Patientenschutz sprach gar von einem Tsunami, der diese Personengruppe treffen könnte. Vorstand Eugen Brysch forderte die Verlängerung von kostenlosen Corona-Bürgertests über den Juni hinaus. Außerdem sprach er sich für ein tägliches Testregime in der Altenpflege aus. Ähnlich alarmiert ist der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie. Für ihn sind die hohen Infektionszahlen „ein dringender Weckruf“, um eine Gesamtstrategie für den Herbst zu entwickeln. Das von Lauterbach für den Herbst angekündigte Impfkonzept kommt für die Kri­ti­ke­r:in­nen zu spät.

Am 23. September laufen die Regelungen im Infektionsschutzgesetz aus. Bisher ist noch kein weiteres Gesetz in Arbeit, um das Pandemiegeschehen im Herbst zu regeln. Der Grund: Die Bundesregierung will auf die Ergebnisse verschiedener Gutachten warten. Eines davon ist bereits veröffentlicht worden. Vergangene Woche veröffentlichte der Ex­per­t:in­nen­rat der Bundesregierung seine elfte Stellungnahme. Darin forderten die Wis­sen­schaft­le­r:in­nen dringend Vorsichtsmaßnahmen, um eine weitere Coronawelle im Herbst einzudämmen. Und sie machten auf die katastrophale Datenlage aufmerksam. Auch nach mehr als zwei Jahren Pandemie fehlen entsprechende Informationen etwa zu Auslastung in Kliniken und Personalbedarf, um Maßnahmen anzupassen. Mit Spannung wird nun die Auswertung des Sachverständigenrates erwartet, die Ende Juni erscheinen soll. Erst dann will sich auch die Ampelkoalition zu Maßnahmen für den Herbst positionieren. Klar ist allerdings: Kitas und Schulen bleiben offen. Die Maskenpflicht könnte wieder verschärft werden, zudem dürfte es lokal zu Einschränkungen kommen. (mit epd)