Fliegende Ehe-Fetzen
In Göttingen bringt Peter Schanz die Geschichte des Südseereisenden Georg Forster und seiner Ehefrau Therese Heyhe auf die Bühne
Von Robert Matthies
Beate Uhses Leben oder das Versteck des Schoa-Cheflogistikers Adolf Eichmann bei Celle: Wenn es darum geht, regionale Geschichte und lokale Geschichten zu Theaterstücken zu verarbeiten, die in der jeweiligen Stadt aufgeführt werden, dann ist im Norden der Autor und Regisseur Peter Schanz die erste Adresse.
Für das Junge Theater Göttingen bringt Schanz mit „Aloha Therese!“ nun das Leben des preußischen Südseereisenden Georg Forster auf die Bühne – erzählt aus der Perspektive seiner Ehefrau, der Göttinger Universitätsmamsell Therese Heyne, „Lieblingstochter“ des Altphilologen Christian Gottlob Heyne, eine der ersten eigenständigen Schriftstellerinnen ihrer Zeit.
Die Geschichte ist nicht nur voller fliegender Ehe-Fetzen und anderer Verwerfungen zwischen Liebe und Politik, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der Emanzipation und dem Erbe des Kolonialismus: Fundstücke von Forsters Südseereise – Hinweise auf die noch harmlos wirkenden Anfänge einer bedrückenden Kolonialgeschichte – finden sich bis heute im Gartenreich Dessau-Wörlitz.
Mo, 14. 4., 20 Uhr, Junges Theater, Göttingen