Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Marion Davies war die Geliebte des amerikanischen Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst ­ – eines mächtigen Mannes, der für sie stets die falschen Rollen auswählte. Denn er sah Davies vor allem als jungfräuliche Unschuld, die es, umgeben von Kostümen und Dekorationen, auf ein Pie­destal zu stellen galt. Dabei kam das wahre Talent der unprätentiösen Schauspielerin in Komödien viel besser zur Geltung. Wie etwa in „Show People“ (1928), King Vidors Satire auf das Filmgeschäft, in der Davies als charmante Komödiantin reüssiert. Sie verkörpert die aufstrebende Schauspielerin Peggy Pepper, die in Hollywood eine Karriere als Star in bedeutenden Dramen anstrebt, aber zunächst bei Slapstickkomikern landet. Doch bald beginnt Peggys Aufstieg in der Welt des schönen Scheins: Sie wechselt zum High Arts Studio und nennt sich Patricia Pepoire … Kaum ein Filmstar oder Regisseur von Rang und Namen bleibt von Spott verschont, und auch über sich selbst macht sich Marion Davies dank einer Doppelbelichtung lustig: Auf dem Filmgelände begegnet sie einer attraktiven Blondine – es ist Davies höchstpersönlich, von der sich Peggy jedoch überhaupt nicht beeindruckt zeigt (16. 3., 23.59 Uhr, Babylon Mitte).

Ein Genie bei der Arbeit: 1956 schaute der Regisseur Henri-Georges Clouzot dem Maler Pablo Picasso einfach bei der Arbeit zu. Dank eines transparenten Materials, auf dem Picasso zunächst Tuschmalereien anfertigt, entsteht dabei der Eindruck, er male direkt auf die Kinoleinwand. Später verfolgt der Film die verschiedenen Entstehungsphasen von Ölbildern, die im Gegensatz zu den Tuschmalereien die Möglichkeit bieten, den Entwurf immer wieder zu überarbeiten. „Le mystère Picasso“ ist einer der gelungensten Versuche, das Publikum direkt am Schaffensprozess eines Künstlers teilhaben zu lassen. Die Dokumentation ist Teil einer Filmreihe, die die Ausstellung „Picasso. Das späte Werk. Aus der Sammlung Jacqueline Picasso“ im Museum Barberini begleitet (14. 3., 19.30 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Eines der großen Meisterwerke der Filmgeschichte ist „The Red Shoes“ (1948), Michael Powells und Emeric Pressburgers brillanter Tanzfilm, in dem der Ballettdirektor Lermontov (Adolf Wohlbrück) einen radikalen Kunstbegriff vertritt: Der Schaffung des Schönen muss man alles opfern – selbst die Liebe und das Leben. Zum Sinnbild wird dabei das Ballett von den verzauberten roten Schuhen: Sie tanzen einfach immer weiter, auch als ihre Trägerin (Moira Shearer) längst müde ist, und führen das Mädchen in den Tod (OF, 14. 3., 17.15 Uhr, 20. 3., 17 Uhr, Babylon Mitte).