Jörn Kabisch
Angezapft
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Stout, Ale und Bitter. Das ist ein Trio wie Dunkles, Helles und Pils. Doch so richtige Bierstile sind sie nicht, eher Kategorien oder lokale Bezeichnungen für Biere, die so unterschiedlich gebraut werden wie die Sauce Bolognese in italienischen Küchen. Dunkles, Helles und Pils unterscheiden sich vor allem nach der Farbe des Bieres, das Helle kann ironischerweise noch ein bisschen dunkler sein als das Pils. Das aber ist auf jeden Fall noch eine Spur bitterer.

So ähnlich ist die Lage auch bei dem obergärigen britischen Trio. Das Stout muss kaffeeschwarz sein, das Ale darf alle Braunschattierungen haben, vom Bitter aber verlangt man vor allem einen herberen Geschmack.

Das Bitter hatte seine ganz große Zeit in den 70er und 80er Jahren: Pubs verlegten sich wieder aufs Brauen oder zapften Bier, das schankfertig in den Fässern lag und in das nicht noch Kohlensäure hineingepustet werden musste.

So ist das bis heute. Bitter gibt es im Pub, in Flaschen wird es nur selten abgefüllt. Gemeinhin setzt sich der Begriff „Pale Ale“ auch für die britischen Bitter-Varianten durch, weil sie sich von den hopfenbetonten US-Bieren kaum noch unterscheiden. Und doch trägt das Bitter seinen Namen vor allem, weil es ursprünglich mit englischen Bitterhopfen gebraut wurde.

Für die Bitterkeit gibt es sogar eine Maßeinheit: IBU ist die Internationale Bittereinheitsgröße. Ein herbes Pils kommt selten über 45 IBU und wenn man sich eine 58 aufs Etikett schreibt, dann ist es wirklich ein bitteres Bier. Nur kommt das „Bitter 58“ nicht aus England, sondern aus Franken. Braumeister Georg Rittmayer ist gelungen, bitter einen Geschmack zu geben.

Sein Bier fließt wie ein Pils ins Glas, goldgelb und klar. Der Schaum bildet sogar kleine Wellen und Wölkchen. Im Geruch ist das Bitter dezent, es hat leicht zitronige und malzige Noten, aber kein überschwängliches Fruchtaroma. Vor allem kitzelt schon die Bitterkeit in der Nase. Und die meldet sich auch im Mund. Trotz der milden Kohlensäure legt sich das Bier metallisch-kalt und knackig wie Quellwasser auf die Zunge. Wenn man das Bier im Mund lässt, erkennt man leichte Süße, etwas Säure, ja vielleicht auch eine Maracuja-Note. Aber das alles dient dazu, die Bitterkeit harmonisch einzuhegen.

Das Rittmayer’sche Bier ist so bitter wie eine gute Sardelle salzig und doch nicht übersalzen ist. Wie bitter es ist, das spürt man erst später. Die Bitterkeit hält sich noch Minuten leicht adstringierend im Mund, das fördert sehr den Speichel – und auch den Durst.

Bitter 58, Brauerei Rittmayer Hallerndorf, 5,8 % vol.