Angezapftvon Jörn Kabisch
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Darf ein Pils nach Mango schmecken? Ja, warum denn nicht? Auch ein Pils darf Ecken und Kanten haben. Wie sonst ließe sich ein Bierstil retten, der so in Verruf geraten ist? Denn Pils, dieses 7-Minuten-Einheitsbier, unterscheidet sich heutzutage nur noch dadurch, dass die Kohlensäure im Norden mehr am Gaumen brennt und dass das Bier geschmeidiger wird und an Herbe verliert, je weiter man nach Süden kommt. Sonst aber gilt: Es muss blond sein wie Regale aus schwedischer Kiefer, der Schaum weiß wie ein deutsches Fußballtrikot. Den Geschmack haben wir etwa so im Mund wie den von Milch. Man findet kaum Worte, so gewohnt ist er.

Pils eben. Warum es zum Urmeter des heutigen Biergeschmacks wurde, hat Gründe. Ist es gut gemacht, kann es eine elegante Erscheinung sein: knackig, trocken, von feiner Süße und zarter Bitterkeit. Erschmecken lässt sich das, weil deutsche Craftbierbrauer beginnen, sich untergärigen Bierstilen zuzuwenden, Lager, Export und auch Pils wieder entdecken und beleben. Was gut ist; Genuss und Kulinarik vertragen keinen normierten Geschmack.

Und so hat auf einmal ein Pils Noten von Mango und Pfirsich. Und weil es sich Imperial Pils nennt, darf man schon vermuten: Hier ist mehr Alkohol im Spiel und auch mehr Hopfen. Es ist ein Gemeinschaftswerk von zwei jungen Brau-Projekten, Mashsee sitzt in Hannover, Buddelship in Hamburg. Dahinter stehen studierte Braumeister mit Erfahrung in Großbrauereien, die nun etwas Eigenes schaffen wollen.

Die Äußerlichkeiten stimmen: Das Bier entwickelt beim Einschenken eine üppige, feste Krone, wie man sie von Pils erwartet. Es ist klar und zeigt im Glas einen orange-bernsteinfarbenen Ton. In die Nase ziehen süßfruchtige, tropische, aber kaum hopfige Noten. Die feine Perlung erzeugt im Mund kurz diesen frischen Quellgeschmack, der bei so vielen Leuten ein langes „Aah“ erzeugt, dann aber wird die Angelegenheit etwas klebrig und süß. Der Alkoholgehalt ist kaum wahrzunehmen. Im Abgang entwickelt sich das Bier dann eleganter. In die nuancierte Hopfigkeit mischen sich pfeffrige Noten.

Wie gesagt, ein Pils mit Kante und sicher keins für jeden Geschmack, aber ein passendes Exemplar, um den eigenen Pils-Geschmack einmal auf die Probe zu stellen. Seltsamerweise ist der Begriff Pils im Namen ziemlich versteckt: „Moonshine Midnight Brew Imperial Pils“ haben die Macher es genannt, als ob die vier Buchstaben allein abschrecken könnten. Das ist völlig unnötig. Mehr Craft-Pils bitte.

Imperial Pils, Buddelship ­Brauerei, 7 Vol.-%