Angriff in Südspanien: Kirchendiener stirbt durch Machete

In Algeciras hat ein bewaffneter Mann in zwei Kirchen einen Menschen getötet und weitere verletzt. Die Behörden ermitteln wegen Terrorismus.

Zwei Frauen in tiefer Trauer bedecken mit Händen ihren Gesicht

Schweigeminute in Algeciras für den getöteten Mesner Foto: Juan Carlos Toro/ap

MADRID taz | Die südpanische Stadt Algeciras ist in Trauer. Seit gestern Abend hängen die Fahnen auf halbmast, nachdem ein Mann zwei Kirchen überfallen hatte. Mit einer Machete tötete er den Mesner (Kirchendiener) in der einen und verletzte den Priester sowie drei Gläubige in der anderen. Die Polizei verhaftete kurz darauf den mutmaßlichen Täter, einen 25-Jährigen marokkanischer Herkunft. Das oberste Strafgericht Spaniens, die Audiencia Nacional in Madrid, leitete Ermittlungen wegen Terrorismus islamistischer Prägung ein.

Der Angriff begann – so die polizeilichen Ermittlungen, auf die sich die örtliche Presse beruft – gegen 18.30 Uhr. Der Täter betrat die Kapelle San Isidro im Zentrum der andalusischen Hafenstadt Algeciras. Er begann mit den Anwesenden über Religion zu streiten: Er warf ihnen vor, ungläubig zu sein, solange sie nicht zum Islam übertreten würden. Dann verließ er die Kirche. Zurück auf der Straße, beschimpfte er Passanten: „Du arbeitest für Jesus und Maria“, schrie er einen an.

Um 19.20 Uhr kehrte Kanjaa zurück. Er trug dieses Mal keine westliche Straßenkleidung mehr, sondern eine Dschellaba – das typische Gewand Nordafrikas – und war mit einer mit einem Totenkopf geschmückten Machete bewaffnet. Er versuchte den Priester Antonio Rodríguez, der gerade eine Messe abhielt, vom Altar zu vertreiben.

Als dieser sich wehrte, schlug er mit der Machete auf den 74-Jährigen ein und verletzte ihn schwer. Dank der Erstversorgung durch einen Polizeibeamten und einen Krankenpfleger, die bei der Messe anwesend waren, konnte das Opfer stabilisiert werden. Der Priester ist mittlerweile nach einer Notoperation außer Lebensgefahr.

Von der Kirche San Isidro begab sich der Täter in die nahe gelegene Kirche Nuestra Señora de La Palma, die eine der größten der Stadt ist. Dort traf er gegen 19.30 Uhr ein. „Er begann Gegenstände vom Altar zu werfen“, sagte Pfarrer Juan José Marina zur Presse. Der Mesner, Diego Valencia, versuchte ihn daran zu hindern. Der Täter schlug auf ihn mit der Machete ein. Dem Mesner gelang es, auf die Straße zu flüchten, wo ihn der Angreifer einholte und tötete. Dabei soll er immer wieder „Gott ist groß!“ und „Tod den Christen!“ gerufen haben.

Keine Vorstrafen, keine Komplizen

Danach versuchte der Angreifer noch eine weitere, nahe gelegene Kapelle zu überfallen, fand sie jedoch geschlossen vor. Als die Polizei sich ihm in den Weg stellte, kniete er nieder und ließ sich ohne weiteren Widerstand festnehmen. Der Verhaftete hatte – so die bisherigen Ermittlungen – keine Komplizen. Er hat keinerlei Vorstrafen oder polizeiliche Einträge.

Spanien ist geschockt. Ministerpräsident Pedro Sánchez sprach der Familie des ermordeten Mesners sein Beileid aus. „Schrecklich und herzzerreißend“, twitterte der Chef der andalusischen Regionalregierung Juanma Moreno. Und mahnte: „Intoleranz wird niemals einen Platz in unserer Gesellschaft haben.“

Auch die islamische Gemeinde in der Region Campo de Gibraltar, zu der Algeciras gehört, verurteilte den Anschlag: „Diese kriminellen Handlungen beeinträchtigen das Zusammenleben, das unsere Gesellschaft in Algeciras immer prägte. (…) Diese verwerflichen Taten sind weit entfernt von unserer Religion und von der muslimischen Gemeinschaft, die immer ein Beispiel des Zusammenlebens und der Begegnung war.“

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