Amazonas-Gipfel in Brasilien: Allianz gegen Regenwaldabholzung

Acht Staaten Südamerikas haben sich auf eine Allianz gegen die Abholzung des Regenwalds geeinigt. Doch Aktivisten ist das nicht genug.

Blick auf den Fluss Guama und die Insel Combu im Amazonas-Regenwald.

Unweit des Tagungsortes befindet sich in Belém der Fluss Guama, hier mit Blick auf die Insel Combu Foto: Filipe Bispo Vale/dpa

BELÉM afp | Bei einem Gipfel zur Rettung des Amazonaswalds im brasilianischen Belém haben sich acht Staaten Südamerikas am Dienstag auf die Gründung einer Allianz zur Bekämpfung der Abholzung in der Region verständigt. Nach Angaben des Gastgeberlandes Brasilien wurde auf dem ersten Treffen der Organisation des Amazonas-Kooperationsvertrags (Octa) seit dem Jahr 2009 eine „neue und ehrgeizige gemeinsame Agenda“ zur Rettung des Regenwaldes verabschiedet.

Aktivisten gingen die Beschlüsse nicht weit genug. Denn trotz der Gründung einer Allianz zur Bekämpfung der Abholzung konnten sich die Staaten nicht auf das Ziel einigen, alle Abholzungen im Regenwald zu stoppen. Brasilien und Kolumbien hatten darauf gedrängt, verbindliche Schutzstandards zu verankern. Das Abschlussdokument enthält nun keine festen Vorgaben, wie die Entwaldung gestoppt werden kann.

Die Mitglieder der Gruppe – Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Guyana, Peru, Surinam und Venezuela – unterzeichneten in der an der Mündung des Amazonas gelegenen Stadt Belém eine gemeinsame Erklärung, die einen Fahrplan zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung, zur Beendigung der Abholzung sowie zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens umfasst.

In dem Abschlusspapier bekennen sich die Amazonas-Anrainerstaaten außerdem zum Schutz der indigenen Gemeinschaften. Es werden die Rechte der indigenen Völker anerkannt, ihre Kultur und ihre Ansprüche auf Land. Außerdem soll ein wissenschaftlicher Beirat zum Schutz der Amazonasregion gegründet werden, der seinen Sitz in der brasilianischen Stadt Manaus hat.

Ergebnisse bleiben hinter den Erwartungen zurück

Der Amazonas-Kooperationsvertrag (Octa) war 1978 von Bolivien, Brasilien, Ecuador, Guyana, Kolumbien, Peru, Suriname und Venezuela geschlossen worden. Auch Deutschland und Norwegen sind als Hauptunterstützer des Amazonas-Fonds in Belém vertreten.

Die Ergebnisse des Gipfels blieben allerdings hinter den Erwartungen von Umweltschützern und indigenen Gruppen zurück. Diese hatten eine Zusage gefordert, dass Brasilien die illegale Abholzung bis 2030 beendet sowie die Zusage Kolumbiens, keine neuen Ölbohrungen mehr vorzunehmen. „Es ist ein erster Schritt, aber es gibt keine konkreten Entscheidungen, nur eine Liste von Versprechungen“, sagte Marcio Astrini, Leiter von Climate Observatory, einem Zusammenschluss von NGOs in Brasilien.

Das Treffen der Vertreter aus acht Amazonasstaaten sei „wegweisend“, sagte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva vor dem Gipfel in Onlinediensten. Es markiere einen „Wendepunkt in der Geschichte des Schutzes des Amazonas und des ökologischen Wandels“. Lula nahm am Dienstag zusammen mit seinen Kollegen aus Bolivien, Kolumbien und Peru an dem Treffen teil, während Ecuador, Guyana und Suriname durch Minister vertreten waren. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro wurde kurzfristig von seiner Vizepräsidentin Delcy Rodríguez vertreten.

Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro drängte auf ein radikales Umdenken in der Weltwirtschaft und forderte eine Strategie nach dem Vorbild des Marshallplans, nach der Entwicklungsländern im Gegenzug für Maßnahmen zum Klimaschutz ihre Schulden erlassen werden.

Die „grüne Lunge“ des Planeten

Der Amazonas gilt als „grüne Lunge“ des Planeten. Sein Regenwald nimmt in gigantischen Mengen Kohlendioxid aus der Erdatmosphäre auf und wirkt damit der Erderwärmung durch dieses Treibhausgas entgegen. Wissenschaftler warnen jedoch, dass sich der Amazonaswald einem Kipppunkt nähert, von dem an seine Bäume absterben und das gespeicherte Kohlendioxid wieder in die Atmosphäre abgeben würden. Dies hätte katastrophale Folgen für das Erdklima.

Ein Fünftel des brasilianischen Regenwaldes ist bereits zerstört. Brasilien, auf dessen Staatsgebiet sich rund 60 Prozent des Amazonaswaldes befinden, hat versprochen, die illegale Abholzung bis 2030 vollständig zu verhindern.

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