Serbien verliert nach Handspiel: Ghana im Siegestaumel

Was für ein Jubel. Ghana hat als erstes afrikanisches Land bei der WM einen Sieg geschafft. Was als zähes Spiel anfing, wurde in der zweiten Hälfte rasant und überforderte die Serben.

Freude nach dem Tor: Kurz vor Ende schießt Asamoah Gyan das Siegtor. Bild: ap

PRETORIA taz | Er ist kein Blaublüter, auch wenn "Prince" auf seinem Trikot steht. Der Mann kommt aus Berlin-Wedding: Kevin-Prince Boateng. Am Nachmittag machte der ehemalige deutsche Jugendnationalspieler sein zweites Länderspiel für Ghana. Er trat auf, als sei er der Doyen der ghanischen Ballkünstler. Auch aufgrund seines nassforschen Auftritts im defensiven Mittelfeld schlug Ghana im Loftus-Versfeld-Stadion von Pretoria das serbische Team mit 1:0 durch einen Handelfmeter von Asamoah Gyan (85. Minute).

Am 23. Juni wird ganz Deutschland auf Boateng, diesen Spieler mit der bulligen Statur und dem Halstattoo schauen, denn er gilt als böser Bube, hat er doch Michael Ballack vor der Weltmeisterschaft kaputt gegrätscht. Er war daraufhin von der Bild-Zeitung als "Arschloch" beziehungsweise "Brutalo-Treter" bezeichnet worden. Mit seinem Bruder Jerome, der im deutschen Kader steht, ist er wegen dieser Sache zerstritten. Man spricht nicht mehr miteinander.

Es lief zäh an, das erste Spiel in der Gruppe D. Serbien schien sich seine Kräfte für die zweite Halbzeit aufsparen zu wollen und wurde allenfalls nach Standardsituationen gefährlich. Ghana versuchte es zwar mit spielerischen Mitteln und besetzte auch schön die Flügel, doch in Serbiens Strafraum trafen sie auf eine der besten Defensivabteilungen des Turniers. Hier stehen Verteidiger von Manchester United (Nemanja Vidic), dem FC Chelsea (Branislav Ivanovic), Lazio Rom (Aleksandar Kolarov) und Udinese (Aleksandar Lukovic) - und lassen so gut wie nichts zu. Auf diese Formation trifft auch das Team von Bundestrainer Joachim Löw am Freitag.

Serbien - Ghana 0:1 (0:0)

Serbien: Stojkovic - Ivanovic, Vidic, Lukovic, Kolarov - Stankovic, Milijas (62. Kuzmanovic) - Krasic, Jovanovic (76. Subotic) - Zigic (69. Lazovic), Pantelic

Ghana: Kingson - Pantsil, John Mensah, Vorsa, Sarpei - Kevin-Prince Boateng (90.+1 Addy), Annan - André Ayew, Asamoah (73. Appiah), Tagoe - Gyan (90.+3 Owusu-Abeyie)

Schiedsrichter: Baldassi (Argentinien)

Zuschauer: 38 833

Tor: 0:1 Gyan (85./Handelfmeter)

Gelbe Karten: Kuzmanovic, Zigic / Tagoe, Vorsah

Gelb-Rote Karten: Lukovic (74./wiederholtes Foulspiel)

In der 21. Minute kam Kevin-Prince Boateng zur bis dato besten Chance des Spiels, nach einer scharfen Hereingabe aufs Tor des serbischen Keepers Vladimir Stojkovic. Serbien wollte mit einer neckischen Freistoßvariante sowie mit Rudelbildung beim Eckball überraschen, aber die Tricks klappten nicht. Serbiens Offensive blieb bis auf Milan Jovanovic von Standard Lüttich schwach. Vielleicht lag's ja daran, dass Serbien im Vorfeld der Partie zweimal den Trainingsplatz wechseln musste. Auch Ghana hatte logistische Probleme. Sie zogen von Pretoria nach Sun City in ein besseres Hotel.

In der zweiten Halbzeit sahen die 40.000 Zuschauer dann mehr Chancen. Zuerst war es Nikola Zigic, der eine Flanke des Ex-Herthaners Marko Pantelic nicht verwerten konnte, dann verpasste der Ghanaer Tagoe (60. Minute). Ab der 74. Minute spielte Ghana in Überzahl, denn der bereits mit der gelben Karte verwarnte Lukovic sah Gelb-Rot nach einem Foul im Mittelfeld. Eine harte Entscheidung. Serbien kam danach zur besten Chance des Spiels (79.), doch dann beging Zdravko Kuzmanovic jenes fatale Handspiel, das zum Elfmeterpfiff führte. Serbien besiegte sich selbst. Gyan hätte in der Nachspielzeit fast noch das 2:0 gemacht, traf aber nur den Pfosten. Er kann jubeln. Wie auch der Prince.

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