Ein alles andere als normaler Brand

AUFKLÄRUNG Der zweite NSU-Ausschuss befragt Zeugen – zum letzten Unterschlupf des Trios

Auch einige Waffen erschienen „gezielt“ feuergeschädigt

BERLIN taz | Nur wenige Stunden, dann war dem Kriminaltechniker Frank Lenk klar, dass es kein normaler Brand war, den er im November 2011 in der Frühlingsstraße 26 in Zwickau untersuchte. Ein mächtiges Feuer hatte Teile der Außenwände des Wohnhauses weggesprengt. Im Brandschutt fand Lenk eine Pistole, ein Paar Handschellen. Nach einem Anruf beim BKA war klar: Die Handschellen gehörten der 2007 in Heilbronn erschossenen Polizistin Michèle Kiesewetter.

Es war tatsächlich kein normaler Brand: Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate ­Zschäpe hatte das Feuer gelegt, wie sie kürzlich im Münchner NSU-Prozess gestand. Es sei der Wille ihrer Kumpanen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gewesen, die sich zuvor nach einem gescheiterten Bankraub in Eisenach erschossen hatten. Und es war das Ende des NSU.

Am Donnerstag sagt Kripo-Mann Lenk im zweiten NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag zu den Ermittlungen nach dem Brand aus. Es ist die erste Zeugenbefragung in dem im November konstituierten Ausschuss. Mehr als 1.500 Brände habe er in seiner Karriere untersucht, sagt Kommissar Lenk. „So einen wie den hier gab’s nicht noch mal.“ Lenks Kollegen entdeckten noch eine Reihe weiterer Waffen, darunter die Ceska-Pistole, mit der der NSU neun Migranten ermordet haben soll.

Wie aber konnten sich trotz des großen Feuers noch Hunderte Fundsachen, auch Pässe, Zeitungsartikel, am Brandort finden? Das Feuer sei schnell gelöscht geworden, vieles in Folien eingepackt gewesen, sagt Lenk. Könnten die Waffen auch später platziert worden sein? Lenk verneint: Der Tatort sei rund um die Uhr bewacht worden. Und er belastet Zschäpe. Diese hatte angegeben, nur wahllos Benzin verkippt zu haben, Beweise habe sie nicht vernichten wollen. Lenk aber berichtet von einem „schwer benzingetränkten“ Ordner, offenbar gezielt überschüttet: gefüllt mit Zeitungsartikeln über die NSU-Morde. Auch einige der Waffen, sagt Lenk, erschienen ihm „gezielt“ feuergeschädigt. Konrad Litschko