Bibelstunde mit Dr. Hirschhausen: „Quasi genetischer“ Protestant
Comedy-Arzt Eckard von Hirschhausen füllt bei seiner Bibelstunde eine Hamburger Messehalle. Am Ende gibt es Bio-Rosinen für alle.
HAMBURG taz | Tritt am Samstag Robbie Williams auf? Gibt es hier Freibier? Nein, tausende Menschen wollen alle nur einen sehen: Dr. med. Eckard von Hirschhausen. Sie stehen vor der Messehalle B5 in Hamburg an. Hier tritt der Comedy-Arzt gleich auf. Das Bild erinnert an die wegen Überfüllung geschlossenen Bierzelte auf dem Oktoberfest in München. Es ist aber Kirchentag.
Am Hintereingang werden Lautsprecher aufgestellt, damit diejenigen, die drinnen keinen Platz mehr bekommen haben, wenigstens draußen zuhören können. Am Eingang diskutieren zwei Pfadfinder-Helfer, ob man eine Gehörlose noch in den Saal lassen sollte. „Die hat doch hier draußen gar nichts von den Lautsprechern.“ Zur Erinnerung: Der 34. Evangelische Kirchentag steht unter dem großen Thema Inklusion. Auf der Kirchentags-Homepage gibt es sogar die Rubrik „Kirchentag Barrierefrei“.
Drinnen sind die Sitz-Kartons bis auf den letzten Platz besetzt. Die Menschen drängeln sich entlang der Wände. Die jungen Helfer weisen mit Nachdruck darauf hin, sich doch bitte einen Platz zu suchen. Hirschhausen beginnt seine Bibelarbeit mit ein paar Sprüchen über das Wetter in Hamburg und fügt hinzu, dass er auch Protestant sei – „quasi genetisch“.
Fischköpfe sind als Bühnenbild auf eine Leinwand projiziert, heute soll es um die Speisung der 5.000 aus dem Johannes-Evangelium gehen. Hirschhausen spricht von Gerstenbrot und Fischen, und dass das Christentum die einzige Religion sei, in der Wasser in Wein verwandelt wird. „Ekstase gebilligt durch Religion!“, schreit der Herr Doktor ins Mikrofon, begeistertes Klatschen bei den Besuchern.
Mit Sahnetorte assoziiert
Hirschhausen erläutert, dass Sünde heute mit Sahnetorte assoziiert werde und ermahnt das Publikum, vor jedem Bissen zu überlegen: „Möchte ich aus diesem Essen bestehen?“ Beim Thema Frustessen lebt die Reihe vor dem Technikpult auf. Eine drahtige ältere Dame fühlt sich offenbar ertappt und nickt zustimmend ihrer Sitznachbarin zu.
Anschließend lässt Hirschhausen Rosinen verteilen – natürlich aus dem Bioladen. Jeder soll sich eine nehmen und sie in den Mund stecken. Aber bitte nicht sofort herunterschlucken! Während tausende Evangelen verschrumpelte Rosinen einspeicheln, verordnet Dr. Hirschhausen eine Minute Stille. Dann wird „Wunder gibt es immer wieder“ geträllert, Hirschhausen zündet eine Wunderkerze an – wie passend.
Leser*innenkommentare
@LULU
Gast
Hmm-und was ist eigendlich mit den Hunderten Christlicher Redakteure die Tagtaeglich sich hoehnisch,abfaellig ueber Muslime(alles Islamisten)aeussern.Ein von dir behauptetes "Verbot der Berichterstattung ueber muslimische Themen durch Christliche Redakteure"habe ich bisher nirgends beobachten koennen.Wahrnehmungsstoerung dank deines Fanatismus?
Schmidt Georg
Gast
eigentlich dachte ich, wir sind jetzt in einer Zeit angekommen, wo Menschen selber denken, leider muss man feststellen, dass dem nicht so ist, verschrumpelte Rosinen, ich denke, den hätte man auch Ziegenknödel geben können !
Fisch
Gast
@Lulu
Bleib einfach auf PI-news und nerv hier nicht.
Christian
Gast
Lieber Gott, behüte uns vor öffentlich-rechtlichen Naturkatastrophen wie Pfarrer Fliege, Eckart von Hirschhausen und Manfred Spitzer.
Lulu
Gast
Ist es richtig, dass sich bei der taz muslimische "Redakteure" unbedarft höhnisch über alles Christliche und Jüdische lustig machen dürfen und alle muslimischen Themen verboten sind oder nur von Muslimen behandelt werden dürfen?
Ich bin zwar links und Atheist, finde ich aber irgendwie seltsam.
Urgs...
Gast
"Während tausende Evangelen verschrumpelte Rosinen einspeicheln..."
Na vielen Dank für dieses mentale Bild, taz!