Spähprogramm Dropoutjeep: Apple will kein Schnüffler sein
Ein Magazin und ein Internetaktivist deuteten eine Zusammenarbeit von Apple mit dem US-Geheimdienst NSA an. Nun dementiert der IT-Konzern.
WASHINGTON afp/rtr | Der US-Technologiekonzern Apple hat Berichten widersprochen, dass der US-Geheimdienst NSA ungehindert Zugriff auf das iPhone hat. In einer am Dienstag bei der Nachrichtenagentur AFP eingegangenen E-Mail des Konzerns heißt es, dass Apple „niemals mit der NSA zusammengearbeitet hat, um eine Hintertür für eines unserer Produkte, darunter das iPhone, zu schaffen“.
Apple habe „keine Kenntnis“ von einem NSA-Programm, das die Technologieerzeugnisse des Unternehmens ins Visier nehme, schreibt der Konzern mit Blick auf Vorwürfe des US-Internetaktivisten und Computerspezialisten Jacob Applebaum. Apple werde weiter seine Kunden vor Angriffen schützen, „egal, wer dahintersteckt“.
Applebaum hatte beim 30. Chaos Communication Congress (30C3) in Hamburg von einem Spähprogramm mit Namen DROPOUTJEEP berichtet, dass es der NSA erlaube, auf verschiedene Weise auf jedes iPhone zuzugreifen. Der Geheimdienst könne so Kurznachrichten abfangen, Adresslisten einsehen, iPhones lokalisieren, Sprachnachrichten abhören und unbemerkt Kameras und Mikrofone der Geräte aktivieren. Applebaum stützte seine Angaben unter anderem auf publik gewordene Geheimdokumente über die NSA.
Apple betonte in seiner Erklärung dagegen, der Konzern arbeite „ständig daran, unsere Produkte sicherer zu machen, und wir erleichtern es unseren Kunden, ihre Software auf dem aktuellsten Stand zu halten“. Apple tue alles, um seine Kunden vor Sicherheitslücken zu schützen und Hackerangriffe abzuwehren.
In einem Weblog bezeichnete der Sicherheitsexperte Graham Cluley Applebaums Hinweise und die angeführten Dokumente als Belege dafür, dass die NSA einen größeren Werkzeugkasten habe, den sie auch gegen andere Technologiekonzerne und deren Produkte einsetze, darunter gegen „Hewlett-Packard-Server, Cisco Firewalls, Huawei Router und andere“.
Zugleich wies Cluley darauf hin, dass die genannten Dokumente aus dem Jahr 2008 stammten. „Hoffen wir, dass Apple seine Sicherheitssoftware seit 2008 verbessert hat“, schrieb der Experte. Andernfalls „haben wir alle ein riesiges Problem“.
Die NSA ging am Dienstag nicht direkt auf die Vorwürfe ein, sondern erklärte, ihr Interesse an jeder Technologie gelte deren Verwendung durch Ermittlungsziele im Ausland. Die USA trügen bei der Datensammlung Sorge, dass unschuldige Nutzer dieser Technologien nicht betroffen seien, hieß es weiter.
Leser*innenkommentare
guido-nrw
Apfel ist ein amerikanischer Konzern - wer da Illusionen hat, sollte nicht jammern. Entweder ist es mensch egal, was mit den Daten passiert - oder nehmt was anderes. Was sonst? Wer das Schlimmste annimmt, ist von der Wahrheit sicher nicht weit weg. Wer Privatsphäre will, sollte nicht diese Geräte verwenden. So scheint es mir konsequent.
Hannes
Gast
DROPOUTJEEP muss von der NSA physisch auf dem betreffenden iPhone installiert werden, was nun in der Tat das Gegenteil einer von Apple eingebauten Hintertür ist. Aufgrund der Komplexität und des Umfangs von Apps und Betriebssystemen wird sich sowas auch unmöglich verhindern lassen.
Irgendwer
Gast
Man sollte bedenken, daß es sich dabei um eine Aussage für die US-amerikanischen User handelt - und die sind nun mal extrem Apple-gläubig.
in staatlicher und eigener mission
Gast
Sie dementieren, also stimmt es.
cxx
Gast
"Die USA trügen bei der Datensammlung Sorge, dass unschuldige Nutzer dieser Technologien nicht betroffen seien, hieß es weiter."
Aha. Ich dachte es ist "nur" wichtig, dass keine US-Bürger abgehört werden. Werden US-Bürger hier mit Unschuldigen gleichgesetzt? Nicht-US-Bürger mit Schuldigen?