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: Die Wahl ist gelaufen, die Medien kämpfen weiter. Worum doch gleich?

„Der Gesinnungsjournalismus der 70er-Jahre ist tot, und die Hinterbliebenen peinigt Phantomschmerz“, schreibt Berlins Zwischenrufer Hans-Ulrich Jörges im aktuellen Stern über das Greinen der SPD-Granden und ihres Umfelds. Das Lamento über Medienmacht und Manipulation, über schwarz-gelbes Hochschreiben sei „schrill“ und „anmaßend“, so Jörges. Was seine eigene Person angeht, hat der stellvertretende Stern-Chefredakteur, der vorher bei der Woche war, durchaus Recht: Jörges hatte Schröder & Co. mit als Erster abgeschrieben: „Dead Gerd Walking“ – da war erst Februar 2004.

Doch jetzt geht es „um Revanche und Einschüchterung“, zum Beweis zitiert Jörges diverse mit dem Kanzler grollende Schröder-Vertraute von Manfred Bissinger (Stern, Woche) bis zum ehemaligen Stern-Chef Michael Jürgs. Irgendwie paradox: Dafür, dass das „Netzwerk Espede“ (Jörges) angeblich derart am Boden liegt, scheint das vom gescheiterten Medienkanzler ausgehende Drohpotenzial weiterhin recht gewaltig.

Bleibt festzuhalten: Die meisten Medien haben mutwillig blind auf für Schwarz-Gelb positive Umfragewerte vertraut. Viele Zeitungen – auch die taz – schwenkten in einer Art Reflex nach NRW-Verlust und Neuwahl-Ankündigung plötzlich auf den Kurs der vermeintlichen Mehrheit um.

Diesem Reflex noch mal auf den Grund zu gehen könnte lohnen. Deswegen hätte auch die vom Bundespresseamt in zwei Wochen geplante Konferenz über „Die Medien im Wahlkampf“ Sinn gemacht, die nun vorerst nicht stattfindet. Ausrichten sollte sie übrigens nicht das Amt selbst, sondern das nicht gerade als rot-grüne Wahlkampfmaschine verdächtige Adolf-Grimme-Institut. Gescheitert ist das Ganze, weil Grimme sich nicht in der Lage sah, eine solche Tagung in so kurzer Zeit zu wuppen.

Was die FAZ gestern nicht davon abhielt, die CDU höhnen zu lassen, hier trete „der völlig falsche Veranstalter“ mit dem „völlig falschen Ziel“ an, „die unerträgliche Medienschelte des Bundeskanzlers in Kongressform zu rechtfertigen“. Auf der geheiligten Titelseite, wohlgemerkt.

Und das zeigt: Eine solche Konferenz ist mehr als wichtig. Auch wenn sich auf den Podien dann diverse Menschen begegnen, die sich alle vom Stern oder der Woche kennen. STEFFEN GRIMBERG