Wolfsburg verliert gegen Mainz 05: Sieg der Organisation

Die Ära Diego in Wolfsburg beginnt furios und endet mit einer historischen Schlappe gegen Mainz. Der Exmeister bietet Spektakel, die Gäste überzeugen als Team.

Diego fremdelt noch mit seinem neuen Verein und greift auf frühkindliche Verhaltensweisen zurück. Bild: apd

Mit der Ankunft des brasilianischen Kreativspielers Diego steht der Exmeister VfL Wolfsburg vor einem " Jahr der Siege". Sagt Diego. Das ist gut zu wissen, denn begonnen hat es mit einer Niederlage. Das 3:4 gegen den FSV Mainz hatte hohen Unterhaltungswert. Es war aber dabei nicht für jeden zu erkennen, dass der VfL in dieser Saison "Großes erreichen" wird, wie Diego, 25, angekündigt hat. Tabellarisch muss man sich nach null Punkten aus zwei Spielen bis auf Weiteres im hinteren Teil der Liga einsortieren.

Die obligatorische Heldengeschichte war eigentlich schon geschrieben, als der frühere Bremer Diego 24 Stunden nach seinem Wechsel von Juventus Turin an der Eckfahne kniete. Zuvor war er allein auf Wetklos Tor zugestürmt, hatte den Mainzer Keeper ausgespielt und locker eingeschoben (30.).

Es war nach zwei Toren von Edin Dzeko (23., 27.) das dritte Tor der Wölfe innerhalb von sieben Minuten. Wie der VfL danach das Spiel noch aus der Hand geben konnte? Aus der Perspektive der Mainzer war es Folge ihres Teamspirits und ihrer Spielstrategie. Normalerweise ändern Trainer etwas, wenn es desaströs läuft. Thomas Tuchel indes wies sein Team in der Halbzeit an, "so weiterzuspielen", wie nicht nur Siegtorschütze Adam Szalai berichtete.

Es höre sich "blöd" an, sagte Tuchel, aber man habe trotz 0:3 nicht schlecht gespielt. Also weiter so. Rasmussen (39.), Soto (48.) Schürrle (58.) glichen aus. McLaren brachte nach einer Stunde Grafite, stellte auf 4-4-2 um, wollte den Sieg - und Mainz holte ihn durch Einwechselspieler Szalais Kontertor (86.), bei dem der Ungar sich im Eins zu Eins spielend leicht gegen Wolfsburgs 13 Millionen Euro teuren neuen Innenverteidiger Simon Kjaer durchsetzte.

VfL Wolfsburg: Benaglio - Riether, Kjær, Barzagli, Schäfer - Josué, Cicero (87. Dejagah) - Ziani (62. Johnson), Diego, Mandzukic (62. Grafite) - Dzeko

FSV Mainz 05: Wetklo - Zabavnik, Svensson, Noveski, Fuchs - Polanski, Karhan, Holtby (75. Bungert), Soto - Rasmussen (61. Szalai), Allagui (46. Schürrle)

Zuschauer: 26.116;

Tore: 1:0 Dzeko (23.), 2:0 Dzeko (27.), 3:0 Diego (30.), 3:1 Rasmussen (39.), 3:2 Soto (48.), 3:3 Schürrle (58.), 3:4 Szalai (86.)

Es sei das erste Mal nach 35 Jahren im Profifußball, dass er nach einer 3:0-Führung noch verloren habe, sagt Geschäftsführer Dieter Hoeneß. Trainer Steve McLaren geht es genauso. Wie kam es zu dem "dramatischen Qualititätsverlust" (McLaren)?

Auch ohne detaillierte Auswertung des Spielvideos kann man sagen, dass neben den Unwägbarkeiten des Fußballs der FSV Mainz schlicht als Team funktioniert - und der VfL Wolfsburg noch nicht. Ein weiteres Mal hat man gesehen, dass und warum Edin Dzeko zu den besten Stürmern der Welt gehört.

Mit Diego statt des vor einem Wechsel stehenden Misimovic hat man auf der Zehnerposition adäquate spielerische Klasse, aber an Spektakel, Tempo und Zug zum Tor zugelegt. Und an Primadonnenhaftigkeit. Auch die individuelle Qualität anderer Spieler war deutlich sichtbar, eine Organisation indes nur in kurzen Phasen.

Vor allem das Defensivspiel ist nach dem Wechsel von 4-4-2 auf 4-2-3-1 und ohne den lang ausfallenden WM-Star Arne Friedrich noch nicht erkennbar kompakter als im Vorjahr. An diesen "Themen" wird McLaren diese Woche "arbeiten müssen", wie Hoeneß zu sagen pflegt. Damit das "Jahr der Siege" irgendwann auch faktisch beginnen kann.

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