US-Talker Jay Leno hört auf: Andere Männer, andere Witze
Talkmaster Jay Leno nimmt nach zwei Jahrzehnten den Hut. Mit Jimmy Fallon tritt ein jüngerer Kollege seine Nachfolge an. Das wird Amerikas Humor verändern.
NEW YORK/LOS ANGELES dpa/taz | Vor 20 Jahren hatte Jay Leno die „Tonight Show“ von dem legendären Moderator Johnny Carson übernommen. Nun gibt das 62-jährige Talk-Urgestein im Frühjahr 2014 selbst den Stab an einen jüngeren Kollegen ab. Moderator Jimmy Fallon (38) werde die populäre Talk-Show übernehmen, berichteten US-Medien am Mittwoch unter Berufung auf den Fernsehsender NBC. Die Sendung werde außerdem von Los Angeles wieder zurück nach New York ziehen.
Jimmy Fallon moderiert derzeit bereits eine Late Night Show auf NBC. „Glückwunsch, Jimmy. Ich hoffe, dass du genauso glücklich wie ich bist und dass du den Job machst, bis du der alte Mann bist“, sagte ihm Leno. „Wenn du mich brauchst, findest du mich in der Garage.“
Lenos Vertrag wäre offiziell im September 2014 ausgelaufen. Möglichen Gerüchten, dass NBC mit Leno nicht mehr zufrieden sein könnte, beugte NBC-Chef Steve Burke vor. „Wir vollziehen diesen Wechsel genau, wenn Jay Nummer 1 ist, so wie Jay Johnny Carson ersetzte, als der die Nummer 1 war“. Burke pries auch den Nachfolger: „Jimmy Fallon ist ein einzigartiges Talent und seine Zeit ist jetzt gekommen“, zitierte ihn die Los Angeles Times.
Der Konkurrenz-Sender ABC hatte im Januar den 45-jährigen Jimmy Kimmel auf den beliebten Talk-Sendeplatz um kurz nach 23.30 UHR geholt, zeitgleich mit der "Tonight Show" auf NBC. Kimmel macht seit Jahren keinen Hehl daraus, dass er Leno nicht mag, was natürlich zum publikumswirksamen Konkurrenzbashing gehört. Am Mittwoch hieß er seinen zukünftigen Rivalen Fallon auf Twitter willkommen. „Glückwünsche an meinen lieben, süßen Jimmy Fallon, ein ernstzunehmender Rivale und unglaublicher Liebhaber“, witzelte Kimmel.
Leno hatte die „Tonight Show“, die nach eigenen Angaben älteste Late Night Show der Welt, 1992 übernommen und - bis auf eine kurze Pause vor rund drei Jahren - immer montags bis freitags moderiert. Sie besteht aus einer Mischung aus Comedy, Musik und Interviews mit prominenten Gästen. Lenos Jahressalär liegt nach Schätzungen bei 25 bis 30 Millionen Dollar. Über neue Berufspläne des Moderators und Komödianten wurde zunächst nichts bekannt.
Wer die großen allabendlichen US-Talkshows moderiert ist insofern interessant, als dass deren Humor als stilprägend für den Humor des Landes und somit auch für die nach Deutschland und Europa importierten Komödien gilt, was sich wiederum auf die hiesigen Produktionen auswirkt. Leno wie auch David Letterman stehen noch für einen langsam aus der Mode kommenden machohaften, großspurigen Humor, während jüngere Kollegen wie auch der „Daily Show“-Moderator Jon Stewart sich selbst und die USA womöglich für weniger unfehlbar halten.
Leser*innenkommentare
Andreas
Gast
Danke Anke - sehr wahr diese Entwicklung, insbesondere in Holland und Belgien nehme ich diese anglo-amerikanische Erziehung mit Schrecken wahr.
In der Schule wird gehänselt, später gemobbed, dann nur noch falsch gespielt und vorgetäuscht oder abgezockt, arme emotionale Intelligenz haben diese Angelsachsen oftmals, erst recht die in der Oeffentlichkeit stehenden... und scientology bzw. US-Aussenministerien und CIA versuchen Europa mit dieser Scheinethik zu ueberschwemmen ( oder sagt man ueberziehen?)
anke
Gast
Nun ja. Die Leute, die noch irgendwo auf dieser Welt einen Blumentopf dafür geben, wenn man ihnen erzählt, die USA (oder den Papst) sei ganz und gar unfehlbar, kann man vermutlich an den Fingern einer einzigen Hand abzählen. In sofern ist es gar kein großes Ding, wenn neue Trendsetter in Sachen "Humor" nur noch halb so großspurig des Weges kommen wie ihre Vorgänger im Amt. 25 bis 30 Millionen Dollar in den Sand zu setzen, ist schließlich schon lang keine Leistung mehr. So viel versenkt ein mittlerer Bankmanager an einem halben Vormittag. Und dass ein solches Tun von halb Europa begeistert nachgeahmt wird, haben wir inzwischen auch schon mitbekommen.