US-Luftangriff in Pakistan: Führender Taliban angeblich tot

Talibanführer Hakimullah Mehsud soll bei US-Luftangriff getötet worden sein. Die USA haben ihre Luftschläge auf pakistanischem Boden zuletzt deutlich intensiviert.

Die pakistanischen Taliban dementieren seinen Tod: Hakimullah Mehsud. Bild: dpa

DELHI taz | Pakistans Regierung prüft Berichte, wonach der Chef der Taliban-Bewegung in Pakistan (TTP) Hakimullah Mehsud bei einem US-Luftangriff getötet worden sein soll. Der staatliche Fernsehsender PTV hatte am Wochenende berichtet, Hakimullah sei bereits am Freitag im halbautonomen Stammesgebiet Oraksai an der Grenze zu Afghanistan beerdigt worden. Armeesprecher Athar Abbas erklärte, seine "Quellen" hätten die Meldungen bislang nicht bestätigt. Dies werde nun aber untersucht.

Die TTP hat den Bericht umgehend dementiert. Talibansprecher Asam Tarik sagte am Sonntag, Hakimullah sei wohlauf und in Sicherheit. "Geschichten über seinen Tod sollen nur Meinungsverschiedenheiten in den Reihen der Taliban schüren. Das wird aber nie gelingen."

Bereits nach einem Luftschlag mit unbemannten Drohnen Mitte Januar waren Gerüchte aufgekommen, wonach der TTP-Chef getötet worden sein soll. Doch danach tauchten zwei Audioaufnahmen mit Statements Hakimullahs auf.

Die USA haben in den vergangenen zwei Monaten die Zahl ihrer Luftschläge gegen Militante im Nordwesten Pakistans deutlich erhöht. Geschätzt 700 Menschen kamen bei solchen Angriffen seit 2008 ums Leben. Die Ausweitung der Luftangriffe ist als Teil der neuen Afghanistan-Strategie Barack Obamas zu sehen, die vorsieht, militante Islamisten sowohl in Afghanistan als auch in ihren Rückzugsgebieten in Pakistan zu bekämpfen.

Pakistans Geheimdienst ISI und der US-Geheimdienst CIA, dessen Mitarbeiter die unbemannten Drohnen fernsteuern, scheinen dabei über ein großes Netzwerk an Informanten in den pakistanischen Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan zu verfügen. Seit dem 8. Dezember sollen bei Luftschlägen zwei hochrangige Al-Qaida-Anführer, ein Taliban-Kommandeur, drei Al-Qaida-Kämpfer und ein Mitglied der militanten philippinischen Islamistengruppe Abu Sayyaf getötet worden sein.

Die Zahl der US-Drohnenangriffe in Pakistan stieg erneut massiv, nachdem Ende Dezember ein Selbstmordattentäter in der afghanischen Region Chost sieben hochrangige CIA-Mitarbeiter tötete. Der Attentäter, vermutlich ein Jordanier, hatte zuvor lange als Informant für den US-Geheimdienst gearbeitet und um ein Treffen mit den Agenten gebeten. Dabei sprengte er sich in die Luft. Kurze Zeit später tauchten Bilder auf, die ihn gemeinsam mit TTP-Chef Hakimullah Mehsud zeigten.

Pakistans Taliban erklärten danach, der Angriff sei eine Rache für den Tod ihres Gründers Baitullah Mehsud gewesen. Dieser war im August 2009 bei einem Drohnenangriff getötet worden. Damals hatten die Militanten wochenlang den Tod ihres Anführers dementiert. Erst als Hakimullah Mehsud, der nun getötet worden sein soll, als Nachfolger feststand, räumte die TTP den Tod Baitullah Mehsuds ein.

Viele der Ziele der US-Luftschläge der vergangenen Wochen liegen in der Stammesregion Nordwasiristan. Beobachter gehen davon aus, dass sich etliche Anführer und Kämpfer der TTP dorthin zurückgezogen haben, nachdem Pakistans Armee im Oktober nach Südwasiristan einmarschiert war, wo die Organisation bislang ihre Hochburg hatte. Zwar kommt es bis heute in Südwasiristan immer wieder zu sporadischen Kämpfen. Die Mehrzahl der Militanten scheint jedoch die Offensive in anderen Teilen der Grenzregion zu Afghanistan auszusitzen.

Pakistans Armee hat kürzlich Forderungen Washingtons nach einer Ausweitung ihrer Offensive auf Nordwasiristan eine klare Absage erteilt. Ein Sprecher sagte, die Armee könne frühestens in sechs Monaten ihre Angriffe auf weitere Gebiete ausweiten.

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