Künstliche Intelligenz der Verwaltung: Behörden-ChatGPT mit Potenzial

Die KI-basierte Suchmaschine Parla beantwortet Fragen an den Senat auf Basis parlamentarischer Anfragen. Trotz vieler Fehler ist das Tool nützlich

Akten liegen auf einem Tisch

Können im Gegensatz zu Anfragen keine Datenbasis sein: Analoge Akten in Berliner Verwaltungen Foto: dpa | Bernd Weißbrod

BERLIN taz | Sprachmodelle wie ChatGPT sind kinderleicht zu nutzen. Einfach eine Frage eingetippt, und schon bekommt man eine klare und verständliche Antwort. Auch wenn es die Algorithmen mit der Wahrheit oft nicht so genau nehmen, sind sie mittlerweile so wortgewandt, dass sie akademische Abschlussarbeiten oder taz-Kolumnen ohne viel Hilfe schreiben können.

In dieser Hinsicht unterscheiden sich Sprachmodelle grundsätzlich von der Berliner Politik und Verwaltung. Wer eine Frage hat, scheitert schon oft daran, dass nicht klar ist, an wen sie zu stellen ist. Jour­na­lis­t:in­nen und engagierte Bür­ge­r:in­nen können ein Lied vom sogenannten Behörden-Pingpong singen, einer Taktik, bei der sich Bezirke, Senatsverwaltungen und landeseigene Unternehmen so lange gegen­seitig die Verantwortung zuspielen, bis das Interesse für das eigentliche Problem erloschen ist. Doch wenn der Senat einmal antwortet, ist es im Gegensatz zu ChatGPT in den meisten Fällen gründlich und wahrheitsgemäß.

Warum nicht die Nutzerfreundlichkeit der KI mit dem Faktengehalt der Senatsantworten kombinieren? Das City Lab – ein vom Senat gefördertes Innovationslabor, das der Verwaltung auf den Sprung helfen soll – hat mit „Parla“ eine KI-basierte Suchmaschine entwickelt, mit der je­de:r selbst irgendwelche Fragen an den Senat stellen kann. Wie bei ChatGPT bekommt man dann eine verständliche Antwort im Fließtext.

Fragt man zum Beispiel, warum man in Berlin keinen Termin beim Bürgeramt bekommt, erklärt „Parla“ ausführlich die Gründe: hohe Nachfrage, Personalmangel, hoher Krankenstand, Vorbereitung der Wahlen. Als Datenquelle nutzt „Parla“ ausschließlich die Antworten auf parlamentarische Anfragen, die Abgeordnete in dieser Wahlperiode an den Senat gestellt haben, und verlinkt die Quellen unter dem Ergebnis. Obwohl es pro Jahr rund 4.000 parlamentarische Anfragen zu allen möglichen Themen gibt, bedeutet das im Prinzip, dass nur Fragen beantwortet werden, die auch ein Abgeordnetenhausmitglied schon einmal gestellt hat.

Theoretisch Brauchbar

Nützlich ist das Tool allemal, zumindest in der Theorie. Denn in dem derzeitigen Prototyp-Stadium unterlaufen „Parla“ ähnlich viele Fehler wie ihrer größeren Schwester ChatGPT. Mangels besserer Daten nimmt die KI dann beispielsweise Zahlen von Spandau für ganz Berlin, wenn nach der Zahl der Zwangsräumungen gefragt wird. Die Antworten sind also weiterhin mit Vorsicht zu genießen.

Trotzdem ist das Tool wegweisend in Hinblick auf die Transparenz der Verwaltung. Man stelle sich nur vor, was möglich wäre, wenn alle Dokumente der Senats- und Bezirksverwaltungen digital lesbar wären, so wie es das lange geplante und nie umgesetzte Transparenzgesetz vorsieht. Eingespeist als Datenquelle für „Parla“, könnte dieser Datensatz alle Bür­ge­r:in­nen befähigen, vollwertige parlamentarische Anfragen zu stellen und fast in Echtzeit eine Antwort zu bekommen.

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