Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
ich glaube nicht, dass die gefahr terroristischer angriffe wächst. weil: die standorte der KKW schon lange genaustens bekannt sind... und die sind nicht so gut bewacht, wie der castor-transport ;-)
Im Allgemeinen schließe ich für mich selbst zivilen Ungehorsam auch nicht aus.
In diesem konkreten Fall aber halte ich zivilen Ungehorsam für unvernünftig und in letzter Konsequenz für gefährlich. Warum?
Nicht wegen der Demonstranten.
Sondern weil damit Transportrouten und -zeiten bekannt werden, der Transport aufgehalten wird und in letzter Konsequenz dadurch für terroristische Angriffe erreichbar wird.
Es kann in niemendes Interesse sein, im Namen des Umweltschutzes Gefahren für die Menschen und unsere Umwelt heraufzubeschwören.
Eine Studie zu Einstellungen bei der Polizei legt jetzt den Abschlussbericht vor. Studienleiterin Anja Schiemann über überraschend positive Befunde – und einige Problembereiche.
Kommentar Castor-Transporte: Vielleicht nicht legal, aber legitim
Die Abwägung, ob Formen zivilen Ungehorsams gegen Castor-Transporte sinnvoll und gerechtfertigt sind, muss jeder im Einzelfall moralisch für sich selbst treffen.
Bei der Bewertung gesellschaftlicher Fragen ist es manchmal nötig, zwischen juristisch legalen und moralisch legitimen Abwägungen zu unterscheiden. Fragen wir also: ist es legitim, in Folge moralischer Abwägungen auch eine Straftat zu begehen? Die Antwort ist: kommt darauf an. Kann nun aber das Schottern von Gleisbetten beim Castor-Transport legitim sein? Ich meine: ja.
Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung lehnt die Atomkraft ab. Vor dem Hintergrund einer skandalösen Vorgeschichte ungeklärter Fragen und vertagter Antworten - etwa zur Endlagerfrage - gründet diese Ablehnung nicht auf einem Bauchgefühl, sondern ist rational und begründet. Bei der Entscheidung für Gorleben wurde getäuscht, bei der Suche nach Lagermöglichkeiten gewartet - und noch immer ist keine Lösung in Sicht. Stattdessen diskutiert die Bundesregierung lediglich darüber, um wie viele Jahrzehnte sie die gefährlichen AKWs weiter strahlen lassen will, obwohl es längst Alternativen gibt.
Da zeugt es von einem gesunden Demokratieverständnis, wenn BürgerInnen bereit sind, auch persönliche Risiken in Kauf zu nehmen, um der Bundesregierung Beine zu machen, ihrer Verpflichtung nachzukommen und eine Lösung für das Problem zu finden. Dazu zählen auch die Pläne, die Gleisbetten beim Castor-Transport friedlich und massenhaft vom Schotter zu befreien. Solange gewährleistet bleibt, dass der Protest gegen die Castor-Transporte friedlich bleibt und sich die Gewalt zu keinem Zeitpunkt gegen Polizeibeamte, sondern ausschließlich gegen den Schotter richtet, können solche Aktionen legitim sein, auch wenn es sich dabei - streng juristisch betrachtet - um Straftaten handeln könnte.
Die Abwägung, ob solche Protestformen sinnvoll und gerechtfertigt sind, muss jeder im konkreten Einzelfall moralisch für sich selbst treffen. Eine Gesellschaft lebt von denkenden Einzelnen. Das gilt auch für zivilen Ungehorsam.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Martin Kaul
Reporter