Kolumne Liebeserklärung: José Mourinho, der Unersetzliche
Der FC Chelsea hat den portugiesischen Trainer entlassen. Das ist total egal. Denn: „The Special One“ ist größer als jeder Klub.
Am Ende könnten diese Sätze die Funken gewesen sein, die die Explosion auslösten: „Wenn ich Spieler wäre, würde ich mehr geben“, sagte José Mourinho nach dem Spiel gegen Leicester City (1:2). Er fühlte sich, „als wäre meine Arbeit von meinen Spielern verraten worden“. Das war am Montagabend. Am Donnerstag knallte es dann und der FC Chelsea feuerte den vermeintlich unentlassbaren Portugiesen.
Zu Unrecht? Natürlich. Fragen Sie Mourinho! „Die ganze vergangene Saison habe ich phänomenale Arbeit geleistet und die Spieler auf ein Level gebracht, das sie eigentlich gar nicht haben“, schob der nach der Niederlage in Leicester, durch die der FC Chelsea auf Platz 16 abgerutschte, noch nach. Wie immer auf seine eigene, bescheidene, fast devote Art.
Dafür muss man ihn einfach gern haben, den kleinen José. Das, was Zlatan Ibrahimovićauf dem Platz ist, ist Mourinho an der Seitenlinie: ein von sich selbst überzeugtes Arschloch, aber ein verdammt unterhaltsames.
Deshalb verwundert es, warum Mourinho so ein schlechtes Standing hat, auch und vor allem unter Trainerkollegen. Wissen die nicht, was Mourinho für sie geleistet hat? Die Hälfte ihrer Gehälter verdanken die Klopps, Guardiolas und Tuchels „The Special One“ José Mourinho. Hätte er nicht damit angefangen, die Trainerposition (also seine eigene) so unverschämt zu überhöhen, die Teamverantwortlichen würden heute noch die Hälfte von dem verdienen, was die Spieler bekommen. Doch das hat sich gewandelt: Guardiola wurden in München angeblich 20 Millionen Euro pro Jahr geboten, wenn er verlängerte. Sogenannte Systemtrainer sind das, was die Spitzenprogrammierer im Silicon Valley sind.
Und José Mourinho ist ihr Anführer, er ist der Jean-Marc Bosman der Trainergilde – nur dass Mourinho bei seinem heldenhaften Kampf auch noch seinen Schnitt gemacht hat.