Freundliche Übernahme: Kruppstahl ist jetzt Finnisch
ThyssenKrupp verkauft seine Edelstahlsparte an das finnische Unternehmen Outokumpu. Die Arbeitnehmer erwarten Werksschließungen und einen Tarifvertrag.
ESSEN/DÜSSELDORF afp | Deutschlands größter Stahlhersteller ThyssenKrupp verkauft seine Edelstahlsparte Inoxum an den finnischen Wettbewerber Outokumpu. Bei dem Zusammenschluss werde Inoxum ein Wert von rund 2,7 Milliarden Euro beigemessen, teilte ThyssenKrupp am Dienstag in Essen mit. ThyssenKrupp werde einen Minderheitsanteil von 29,9 Prozent an dem gemeinsamen Unternehmen erhalten.
Der Aufsichtsrat der ThyssenKrupp AG stimmte der Zusammenführung von Inoxum und Outokumpu nach Unternehmensangaben vom Dienstagabend zu. Bereits zuvor hatte demnach der ThyssenKrupp-Vorstand der Transaktion grundsätzlich grünes Licht gegeben. ThyssenKrupp hatte im Mai angekündigt, sich bis Ende 2012 von seiner Edelstahl-Sparte trennen zu wollen.
Zugleich erzielten die Verhandlungspartner laut ThyssenKrupp am Dienstagmorgen eine Einigung mit den Arbeitnehmervertretern unter anderem zur Standort- und Beschäftigungssicherung. Demnach soll grundsätzlich bis Ende 2015 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden. Die Produktion im Stahlwerk Krefeld soll schrittweise bis Ende nächsten Jahres eingestellt werden. Das Stahlwerk am Standort Bochum wird mindestens bis Ende 2016 fortgeführt.
Schwierige Verhandlungen zur Beschäftigungssicherung
Laut IG Metall kam die Einigung über die Beschäftigungs- und Standortsicherung für die Edelstahlsparte nach "sehr langen und äufßerst schwierigen Verhandlungen" zustande. IG-Metall-Vorstandsmitglied Bertin Eichler erklärte: "Wir haben kein Ergebnis erreicht, das zum Jubeln Anlass bietet. Für die Beschäftigten und ihre Familien konnten wir aber Arbeitsplätze, Einkommen und Perspektiven absichern."
Der Inoxum-Gesamtbetriebsratschef Bernd Kalwa bezeichnete den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2015 als Erfolg. "Das ist eine 1a-Sicherung per Tarifvertrag." Als herbe Enttäuschung für die Belegschaft in Krefeld wertete Kalwa allerdings die Schließung des dortigen Stahlwerks, die für die Beschäftigten "eine Zumutung" sei.