Dennis Schröder in New York: Niedergang der Nets

Dennis Schröder benötigt bei den Brooklyn Nets Geduld. Die Träume des Teams aus New York sind wie immer groß, die Resultate rekordverdächtig mau.

Dennis Schröder verzieht die Miene

Notwendige Frustrationstoleranz: Dennis Schröder hat bei den Brooklyn Nets nicht viel zu lachen Foto: Abbie Parr/ap

Dennis Schröder kennt die nordamerikanischen Großstädte mittlerweile ganz gut. Er hat in Atlanta, Oklahoma City, in Los Angeles, Houston, Boston und Toronto seine Basketballkunst zur Aufführung gebracht. Nun dribbelt er in New York. Der Weltmeister aus Deutschland ist bei den Brooklyn Nets gelandet. Eben noch „im Norden“ bei den Toronto Raptors auf Korbjagd, hat er nun in Big Apple zu tun.

Es geht manchmal schnell in der NBA, der besten Basketballliga der Welt, die Angestellten müssen jederzeit verfügbar sein. Der Verkehr in New York sei schon krass, bekundete der Neuling, aber er werde wie immer alles für das Team geben. Und überhaupt: Wenn einem die Familie das Wichtigste ist, dann sei es eigentlich egal, wo man seinem Job nachgeht. Ob er jetzt ein schwarzes oder rotes Trikot trägt, sei nur eine Frage der Einstellung.

Die Stadt der Städte ist so groß wie die Ambitionen der Basketball-Franchise, aber in dieser Saison wird das nichts mehr mit dem großen Wurf. Die Nets haben keine Chance mehr auf die Play-off-Teilnahme, und wenn man den Machern des Podcasts „Locked On Nets“ zuhört, dann ist das Fan-Sein derzeit richtig schmerzvoll. In den Spielen nach dem All-Star-Event sei Brooklyn eigentlich überall am schlechtesten, und eine Idee, wie es besser werden könnte, haben die Podcaster auch nicht.

Vielleicht ist ihnen da Interimscoach Kevin Ollie voraus, denn der muss sich nun mit dem Erbe des kürzlich geschassten Jacque Vaughn herumschlagen. Vaughn musste gehen, als es gegen die Boston Celtics eine Niederlage mit 50 Punkten Unterschied hagelte. Die „New York Post“ fühlte sich an die Katastrophensaison 2009/10 erinnert, als die Nets nur 12 von 82 Spielen gewannen und dabei drei Trainer verschlissen.

Großexperiment mit drei Superstars

Es ist wirklich nicht schön, den Niedergang der Nets in den vergangenen zwei Spielzeiten mitanzuschauen. Sie strebten nach der NBA-Meisterschaft, und landeten quasi im Staub der Großstadt. In den Play-offs des Jahres 2021 war alles bereitet für den großen Auftritt. In Kevin Durant, Kyrie Irving und James Harden spielten gleich drei Superstars für das Team von Alibaba-Gründer Joseph Tsai. Sie hatten, was ja nicht selbstverständlich ist, ein Arrangement gefunden, wie sie ihre Talente unter einen Hut bekommen.

Großartige Ergänzungsspieler wie der Dreierspezialist Joe Harris, bester Fernschütze der Nets ever (1984 versenkte er bei einer Quote von unglaublichen 44 Prozent), rundeten das Ensemble ab. Aber dann trafen die Nets auf den späteren Meister, die Milwaukee Bucks, verloren 3:4, was vor allem an einem merkwürdig fahrigen Kevin Durant lag.

Damit war das Groß­expe­riment des Trios, angeleitet von Coach Steve Nash, beendet. Harden (Philadelphia) ging, ebenso Irving (Dallas) und Durant (Phoenix). Das Team lag in Trümmern, und die von den Suns an die Ostküste beorderten Cam Johnson und Mikal Bridges konnten die riesige Lücke nicht füllen.

Das Bemerkenswerteste passierte noch in der Phase der Neuorientierung, als die Alten schon weg, die Neuen aber noch nicht da waren: Ein Bankspieler namens Cam Thomas brachte das Kunststück fertig, drei Mal hintereinander mehr als 40 Punkte zu erzielen, als jüngster Spieler der Liga. Er spielte wie entfesselt – und jetzt steht er zumeist mit Dennis Schröder in der Startformation der Nets. Im letzten Spiel haben sie sogar gewonnen, gegen die Memphis Grizzlies, vielleicht den Absteiger der Saison.

Die Grizzlies halfen den angeschlagenen Nets mit einer unterirdischen Wurfquote von 38,7 Prozent höflich aufs Pferd, Dennis Schröder war nach zwei vergurgten Auftritten nun mit 18 Punkten sogar bester Werfer seines Teams. Der Deutsche wird freilich Geduld und einen sehr langen Atem brauchen, um die geschrumpften Nets wieder etwas größer zu machen. Dass er so etwas kann, hat er bei der WM 2023 als Leader bewiesen.

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