Chef der Berlin Volleys: „Wir müssen den Schwung nutzen“

Der Geschäftsführer der Berlin Recycling Volleys, Kaweh Niroomand, über den Titelgewinn, die enge Finalserie und das Potential des Volleyballs in Deutschland.

Die Berliner Volleyballer schlugen Generali Haching nach einem Herzschlagfinale im letzten Satz 16:14. Bild: dpa

taz: Herr Niroomand, auf die Berlin Volleys hätte vor den Playoffs wohl keiner der Experten einen Cent gesetzt. Wie sehr sind Sie vom Gewinn der deutschen Meisterschaft überrascht?

Kaweh Niroomand: Von Überraschung will ich nicht sprechen. Die Entwicklung der letzten Wochen hat immer klarer gezeigt, dass wir eine gute Mannschaft haben. Sie war eben neu zusammengestellt und brauchte Zeit, sich zu entwickeln.

Die Stimmung war aber nach einer mäßigen Hauptrunde recht mau. Und ausgerechnet mit Beginn der Playoffs wurde das Team noch durch eine lange Verletztenliste zurückgeworfen.

Man muss der Mannschaft und Trainer Mark Lebedew hohes Lob zollen. Die Verletzungssorgen haben uns als Team sogar noch mehr zusammengeschweißt als vorher.

Was hat denn im engen Finalspiel den Ausschlag gegeben?

Der Zusammenhalt. Wir haben uns von Spiel zu Spiel weiterentwickelt. Auch am Sonntag noch von Punkt zu Punkt. Wir lagen ja völlig aussichtslos 12:14 im letzten entscheidenden Satz zurück. Aber während man sich bei Haching auf der Bank schon gegenseitig gratuliert hat, haben wir nicht aufgesteckt. Das war unsere Qualität.

59, ist Geschäftsführer der Berlin Recycling Volleys, früher als SC Charlottenburg bekannt. Der Iraner ist seit 1991 im Verein tätig. Das letzte Mal hat der Berliner Verein im Jahre 2004 die deutsche Meisterschaft gefeiert.

In Berlin wagten die Volleys den Umzug in die große Schmelinghalle, wo 8.000 Fans reinpassen. Man organisierte opulente Showprogramme, verteilte Unmengen von Klatschpappen und verlor doch entscheidende Duelle.

Wir haben unseren Beitrag geleistet, Volleyball populär und salonfähig zu machen. Dazu war auch die Arena, die Kulisse, ein entsprechender Rahmen notwendig. Das ist planbar. Ob der Angreifer den Matchball dann tot macht, das kann man nicht programmieren. Da war immer ein Stück Risiko dabei. Entscheidend sind am Ende die sportlichen Erfolge, da helfen noch so viele Klatschpappen nichts.

Wie lange hätten sie diesen Spagat ohne Titelgewinn überhaupt noch ausgehalten?

Wir waren erst am Anfang des Weges. Wir hätten noch Puste gehabt. Außerdem waren wir nicht so schlecht, wie Sie uns machen. In den letzten fünf Jahren waren wir dreimal im Endspiel.

Aber das, was zählt, haben Sie erst jetzt erreicht. Ist Ihnen der Durchbruch gelungen?

Das wird sich zeigen. Wir müssen den Schwung für den deutschen Volleyball nutzen. Wenn sie sehen, wie viel öffentliche Aufmerksamkeit wir in den letzen Wochen erhalten haben, da müssen wir uns nicht hinter anderen Sportarten verstecken.

Der VfB Friedrichshafen hat bis zuletzt mit sieben Meistertiteln in Serie eine Ära geprägt. Sind die Berlin Volleys zu Ähnlichem imstande?

Ich glaube, dass wir das Potenzial dazu haben.

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