Berliner Handballer in der Champions League: Die Füchse jagen in Europa

Die Berliner Füchse spielen in der Champions League. Es ist der vorläufige Höhepunkt eines rasanten Aufstiegs. Nun stehen sie vor der Aufgabe, das Niveau zu halten.

Bisher lief für die Füchse alles glatt. Auch dank ihm: Torwart Silvio Heinevetter. Bild: dpa

BERLIN taz | Es ist gerade einmal fünf Jahre her, da traten die Füchse Berlin zu Auswärtsspielen beim HSG Augustdorf-Hövelhof, bei der SG Achim-Baden oder dem SV Anhalt Bernburg an. Glanz und Glorie geht anders.

Es war die Aufstiegssaison in der 2. Bundesliga, Staffel Nord, für die Füchse ein Trip in die entlegensten Orte der Republik. Jetzt, 2011, nach einem fulminanten halben Jahrzehnt und dem dritten Platz in der Bundesliga in der vergangenen Saison, ist man in der Champions League (CL) angekommen. Und reist nach Madrid, Kielce (Polen) oder, wie zum Auftakt am Sonntag, nach Moskau zu Medwedi Tschechow.

Mittendrin, im Tor: Silvio Heinevetter, deutscher Nationaltorwart, einer der Garanten für den Höhenflug - und einer, der den Glamour in die Max-Schmeling-Halle, Spielort der Füchse in Berlin, gebracht hat. "Es ist egal, wer da auf der anderen Seite auf dem Platz steht", sagt Heinevetter, "da darf man gar nicht so viel drüber nachdenken."

"Wir wollen immer Punkte holen"

Nachdenken will er an diesem Mittwochmorgen, an dem zunächst noch das Bundesligaspiel in Göppingen ansteht, ohnehin noch nicht so viel. "Wir wollen immer Punkte holen", sagt er, "egal, ob da Göppingen oder Madrid steht." Heinevetter ist maulfaul an diesem Morgen vor der ersten Bundesliganiederlage der Berliner (24:26) seit März.

Eigentlich geht es doch nur um diese 60 Minuten auf dem Platz, in denen er seine drei mal zwei Meter Tor beschützen muss, als ginge es um sein Leben. Also was wollen die alle? Handballstandort Berlin? "Da fällt mir jetzt gar nichts zu ein, ich bereite mich auf unser Spiel vor", sagt der 27-jährige.

Die Erfolgsstory der Füchse liest sich wie eine Bilderbuchgeschichte, mit Silvio Heinevetter wahlweise als Gute-Laune- oder Brummbär, mit hoffnungsvollen Jungtieren wie Rückraumspieler Johannes Sellin, vielleicht mit dem Ex-Barcelona-Star Iker Romero als zukünftigem Maskottchen - und mit Manager Bob Hanning als Autor. Hanning verkörpert den Füchse-Aufstieg wie kein anderer. "Die Champions League", sagt er, "ist da jetzt das Sahnehäubchen."

Und ausgerechnet Handballenthusiast Hanning wird fehlen in Moskau. Warum? Er bekommt heute den Verdienstorden des Landes Berlin, der besondere Leistungen für die Stadt Berlin honoriert. Den Orden erhält er vor allem für die Jugend- und Sozialarbeit, die Hanning und die Füchse unterstützen.

Die Gegner der Füchse in der Champions League wären mit Brocken nur unzureichend beschrieben - die Berliner müssen ganze Felsblöcke aus dem Weg räumen. Vorneweg Atlético Madrid, Nachfolger des dreifachen CL-Siegers BM Ciudad Real. Dazu kommt der polnische Vorjahresachtelfinalist Vive Kielce und zu Beginn Medwedi Tschechow, russischer Abo-Meister seit 2002. "Dennoch haben wir den Traum vom Achtelfinale", sagt Hanning.

Je mehr Spiele, desto besser

Ob darunter das Kerngeschäft Bundesliga leiden könnte? "Ich will keine Probleme herbeireden, wo sie noch nicht sind", sagt Hanning. Und die Spieler? "Kein Spieler der Welt wäre traurig, wenn er mehr Spiele hat", sagt auch Silvio Heinevetter zur Doppel- oder Dreifachbelastung, "der Trainer wird schon auf Auszeiten bei dem ein oder anderen Spieler achten." Trainer ist der 38-jährige Isländer Dagur Sigurdsson, seit 2009 bei den Füchsen und mindestens Co-Autor der Füchse-Story.

Um Silvio Heinevetter hingegen gab es vor der Saison Aufregung. Ausnahmsweise berichtete mal nicht die Gala oder die Bunte, die regelmäßige Updates bezüglich seiner Beziehung mit der Tatort-Darstellerin und Ex-Assauer-Freundin Simone Thomalla anbieten. Nein, es ging um's Sportliche. Angeblich soll Heinevetter einen Vortvertrag in Kiel für die Saison 2013/14 unterschrieben haben. Klare Ansage: "Ich habe keinen Vorvertrag in Kiel. Punkt. Aus."

Zwar sind Hanning oder Heinevetter Zugpferde des Vereins, internationale Klasse haben sie aber bereits auf vielen Positionen anzubieten: Torsten Laen, Iker Romero, Denis Spoljaric und Bartomiej Jaszka bringen gemeinsam 535 Länderspiele Erfahrung mit, dazu kommt im Rückraum ein Sven-Sören Christophersen in derzeit sehr guter Form. Die Reise der Füchse scheint jedenfalls noch nicht zu Ende - auch wenn sie noch nicht nach Köln führen wird, wo im Mai 2012 das Finale der Champions League ausgetragen wird.

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