Aufmerksamkeit für US-Basketballerinnen: Größte Wachstumsliga

Frauen-Basketball boomt in den USA. Das Publikumsinteresse ist groß. Und etliche Sportikonen sind in der WNBA als Investoren aktiv.

Aliyah Boston hält mit ausgestrecktem rechten Arm den Ball von ihrer Gegenspielerin weg

Popstar-Potential: Aliyah Boston (l.) für die INdiana Fever in Aktion Foto: Steve Marcus/ap

Die erste Julihälfte ist schon immer eine gute Jahreszeit für den amerikanischen Frauenbasketball gewesen, um sich dem Sportpublikum zu präsentieren. Die NBA und der Stanley Cup sind vorbei und an Football denkt noch lange niemand.

Die WNBA nutzt dieses Sommerloch bislang ganz vorzüglich. Die Rückkehr von Britney Griner nach ihrer Inhaftierung in Russland lockt die Fans in Massen an die Bildschirme. Die Rivalität zwischen den beiden Superteams New York und Las Vegas elektrisiert schon lange vor den Playoffs die Anhänger. Und mit Aliyah Boston hat die Liga einen charismatischen Rookie, die auch gleich ihre fanatische Anhängerschaft aus ihren College-Jahren mit in die WNBA gezogen hat.

So setzt sich in der laufenden Saison der Trend der vergangenen drei Jahre fort. Frauen-Basketball boomt in den USA, keine andere professionelle Sportliga verzeichnet ein derartiges Wachstum. Die Einschaltquoten sind im Vergleich zum Vorjahr um 67 Prozent angestiegen, Ticket­verkäufe um 27 Prozent. Sponsoreneinnahmen sind im zweistelligen Prozentbereich gewachsen, der Verkauf von Fanartikeln im NBA Store in New York ist um 78 Prozent angestiegen.

Zu dieser Boomstimmung passte die Nachricht der vergangenen Woche, dass der dreimalige NBA-Champion und Finals-MVP Dwayne Wade mit einem ungenannten Betrag bei den Chicago Sky eingestiegen ist. „Wir stehen bei der WNBA erst ganz am Anfang. Es wird ein enormes Wachstum geben“, sagte Wade.

Sichere Anlage

Er ist nicht der erste und nicht der einzige Ex-Profi, der auf den Zug der erfolgreichsten Frauen-Profiliga der USA aufspringt. Erst im März hat der ehemalige Footballprofi Tom Brady, der größte Quarterback aller Zeiten, Anteile an den Las Vegas Aces erworben. Vor ihm hatte bereits Baseball-Star Alex Rodriguez Aktien bei den Minnesota Lynx gekauft. Und schon im Jahr 2014 hatte Basketballikone Magic Johnson als Teil einer Investorengruppe die LA Sparks gekauft.

Man kann gut sehen, warum es für die ehemaligen Sportgrößen attraktiv ist, ihrem Investment-Portfolio WNBA-­Anteile hinzuzufügen. Im Grunde kann dabei nichts schiefgehen.

Der Aufwärtstrend des Frauen-Basketball wird gewiss noch eine Weile anhalten. Erst im vergangenen Jahr hat die Liga mithilfe einer Finanzspritze von 75 Millionen Dollar von einer Investorengruppe rund um Nike ihr Geschäftsmodell generalüberholt und ihr digitales Marketing ausgebaut. Damit erreicht die WNBA nun eine wichtige Zielgruppe: weibliche Teenager und junge Frauen nämlich, die nicht mehr unbedingt Kabelfernsehen besitzen, sich aber gerne ihre Stars wie Aliyah Boston auf dem Telefon oder dem Tablet anschauen.

Für Investoren ist das Risiko vergleichsweise gering. Die Einstiegshürde in die WNBA ist noch immer niedrig. Der Wert der Chicago Sky beispielsweise wird auf rund 85 Millionen Dollar geschätzt. Für einen einstelligen Millionenbetrag bekommt man schon signifikante Anteile. Die NBA-Mannschaft, in die Dwayne Wade auch investiert, die Utah Jazz, werden zum Vergleich auf etwa 2,25 Milliarden geschätzt.

Im Gegenzug für ihre geringe und risikoarme Investition bekommen die Ex-Stars einen enormen Imagegewinn. Sich für Frauensport zu engagieren liegt im Trend. Zudem hat die WNBA einen hohen Coolness-Faktor. Anders als beispielsweise Softball-Spielerinnen haben Athletinnen wie Boston Popstar-Potenzial. Und alte weiße Männer wie Brady dürfen hoffen, dass etwas davon auf sie abfärbt.

Wade hat freilich in Sachen Coolness Hilfe nicht so nötig wie Brady. Doch auch ihm tut der Kontakt zur Jugend gut. Zugleich nimmt man ihm eher als Brady ab, dass es ihm um die Förderung des Frauen-Basketball geht. Wade hat sich schon mehr als einmal mit seinem ehemaligen Team-Kameraden LeBron James bei WNBA-Spielen blicken lassen. Jetzt, so sagte er zu seinem Schritt, Geld in die Liga zu stecken, möchte er seiner moralischen Unterstützung Substanz verleihen.

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