Die Nacht Null im tief verschneiten Südholstein

Katastrophen, große und kleine, reale und vermeintliche, können zu Sprungbrettern für Journalistenkarrieren werden, auch im Lokalbereich. Mir war dergleichen nicht beschieden, und dafür bin ich bis heute dankbar. In der Silvesternacht 1978/79 hatte ich, Redaktionsvolontär beim Heimatspiegel in Norderstedt, in meiner Dachwohnung das Telefon zu hüten, während die KollegInnen irgendwo Party machten. Und das Telefon, es klingelte ... nicht. Die ganze Nacht nicht. Und es hätte auch nichts genützt. Das Dachfenster war zugeschneit, das Auto ebenfalls und die Haustür kaum zu öffnen.

Dabei gab es für den Heimatspiegel-Kader sogar eine Sonderfahrgenehmigung. Aber sonst durfte und konnte fast niemand ans Steuer. Also keine Unfälle, auch keine Großfeuer; und was sich sonst zutrug unter Norderstedts verschneiten Dächern, blieb mir verborgen, weil niemand den Bereitschaftsdiensthabenden informierte. Auf meine ereignisärmste Silvesternacht folgte die einsamste Autowanderung (klar sprang er an, mein treuer Käfer), zwischen meterhohen weißen Wänden wie in einer Bobbahn. Fuhr ich mich fest, waren sofort hilfreiche Passanten zur Stelle – irgendwie märchenhaft, all das.

Was am Neujahrstag 1979 und in den Tagen danach geschrieben wurde und auf etlichen Seiten des Heimatspiegel erschien, ruht in den Archiven. Meine damaligen Hoffnungen auf eine grandiose Redakteurskarriere ruhen vielleicht unter dem Schnee jener „Nacht Null“ in der Geschichte Südholsteins, in der nichts geschah und ein Journalist genau das zu schätzen lernte. Sollte wohl so sein. JRP