Ukraine: US-Hilfe unverzichtbar

Eine Analyse zeigt, dass die EU die USA bei Waffenlieferungen nicht ersetzen kann

Von Tanja Tricarico

Die Freude in der Ukraine, der Nato und der EU ist groß, dass das US-Hilfspaket in Höhe von 61 Milliarden Dollar nun endlich abgestimmt ist. Allerdings wird deutlich, dass Europa im Falle einer weiteren Hängepartie mit den USA die militärische Unterstützung nicht stemmen könnte. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft untermauert die Misere nun mit Zahlen. Demnach haben die EU und ihre Mitgliedsstaaten seit Kriegsbeginn 42 Milliarden Euro an Hilfen geleistet, die USA rund 43,1 Milliarden Euro.

Trotz des bekannten Bedarfs in der Ukraine – vor allem bei Munition und Artilleriegranaten – hat der europäische Verteidigungssektor nur langsam Produktionskapazitäten aufgebaut, heißt es in der Analyse. „Europa war eindeutig nicht in der Lage, die schwindende US-Hilfe zu ersetzen“, sagt Christoph Trebesch, Leiter des Ukraine Support Trackers, der seit Kriegsbeginn im Februar 2022 humanitäre, militärische und finanzielle Hilfen erfasst. Trebesch mutmaßt: „Sollten die USA Ende 2024 oder 2025 keine weiteren Unterstützungspakete verabschieden, wird die Ukraine im Jahr 2025 höchstwahrscheinlich mit dem gleichen Versorgungsengpass wie jetzt konfrontiert sein.“ Zu den größten Geldgebern in Europa zählen Deutschland, Großbritannien, Schweden, und die Niederlande.

Ex­per­t:in­nen der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik zufolge benötigt das zugesagte militärische Gerät aus den USA rund eine Woche, bis es an der ukrainischen Front ist. Bis es zu sichtbaren Erfolgen kommen kann, wird eine Zeitspanne von sechs bis acht Wochen vermutet. Mit größeren ukrainischen Offensiven sollte bis dahin nicht gerechnet werden, stattdessen mit Angriffen der russischen Armee auf die Infrastruktur insbesondere im Osten der Ukraine. Man müsse mit vielen schlechten Nachrichten rechnen, hieß es.

Die USA hatten am Mittwoch bestätigt, dass bereits ATACMS-Raketen mit einer Reichweite von 300 Kilometern geliefert wurden. Sie sind aber nicht Teil des jetzt verabschiedeten Hilfspakets.