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: „Sozial sein kann man auch ohne zu sprechen“

Im Silent Book Club treffen sich Menschen, um gemeinsam leise zu lesen

Interview Robert Matthies

taz: Frau Bauer, wer leise etwas liest, tut das normalerweise allein. Worin liegt der Reiz, es mit anderen zu tun?

Sofie Bauer: Es geht vor allem darum, dass man mit Gleichgesinnten zusammen ist. Lesen geschieht zwar für sich, es ist aber ein Hobby, das viele betreiben. Und wie bei anderen Hobbys ist es schön, wenn man sich darüber auch mal austauschen kann. Man hat gleiche Interessen und kommt ins Gespräch. Und wenn nicht, ist das auch gut. Man hat einfach einen Grund, mal aus dem Haus und mit anderen in Kontakt zu kommen.

Steht das Soziale oder das Lesen im Vordergrund?

Das Lesen steht im Mittelpunkt. Aber auch die soziale Komponente ist ein wichtiger Aspekt. Sozial sein kann man ja auch ohne zu sprechen. Gerade für Introvertierte findet sich hier ein zwangloser Rahmen.

In Hannover findet der Silent Book Club zum ersten Mal statt. Wie soll der Abend ablaufen?

Foto: Lukas Fischer

Sofie Bauer, 34, lebt seit 15 Jahren in Hannover, ist leidenschaftliche Leserin und Initiatorin des „Silent Book Club Hannover“.

Wir treffen uns um 17 Uhr in der Stadtbibliothek. Dann gibt es eine Begrüßung durch mich und eine kleine Einleitung durch die Bibliothekarin Martina Baade, die mit im Team ist. Im Anschluss können alle, die Lust dazu haben, sich und ihr Buch kurz vorstellen.

Und dann wird still gelesen?

Ja, dann verteilen wir uns zum Lesen. Wir haben einen Raum gestellt bekommen, aber wir können auch alle Etagen der Bibliothek nutzen, um uns auszubreiten, uns einen Platz zu suchen und eine Stunde lang zu lesen.

Und wer mitlesen möchte, bringt einfach irgendetwas mit oder schnappt sich ein Buch aus der Bibliothek?

Silent Book Club zum ersten Mal in Hannover: Di, 23. 4., 17 Uhr, Stadtbibliothek; nächster Silent Book Club in Hamburg: Do, 25. 4., 18.30 Uhr, Bücherhalle Elbvororte; Infos: https://silentbook.club

Genau, beides geht. Ich sage immer, alles ist möglich, vom Roman zur Bedienungsanleitung, je nach persönlichen Vorlieben, auch zum Beispiel als E-Book. Für diejenigen, die ihr Buch vergessen haben oder nicht wissen, was sie lesen sollen, wird Martina Baade eine Auswahl an Büchern bereitlegen. Die können danach natürlich gerne ausgeliehen werden.

Die Idee kommt aus den USA?

Der Silent Book Club ist 2012 in San Francisco gegründet worden, von zwei Frauen, die herausgefunden haben, dass sie es sehr genießen, zusammen zu lesen. Dann haben sie einfach ein paar mehr Leute eingeladen, und das ist so gut angekommen, dass sie daraus ein ehrenamtliches Franchise gemacht haben. In den USA ist es schon sehr weit verbreitet, und jetzt kommt es auch immer mehr nach Europa.