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See- und Wortgefecht im Schwarzen Meer

Von Dominic Johnson

Der Zwischenfall zwischen den britischen und russischen Marinen im Schwarzen Meer am Mittwoch schlägt hohe politische Wellen. Großbritannien werde sich nicht vom Recht auf „friedliche Durchfahrt“ abhalten lassen, erklärte der britische Ver­teidigungsminister Ben Wallace gegenüber der Times. Tobias Ellwood, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im britischen Parlament, warnte Russland vor einem „gefährlichen Spiel“.

Nach amtlicher russischer Darstellung war ein britisches Kriegsschiff trotz Warnungen in russische Hoheitsgewässer eingedrungen und wurde mit Warnschüssen und dem Abwurf von vier Bomben gezwungen, seinen Kurs wieder zu ändern. Der britische Militärattaché in Moskau wurde einbestellt, um eine Protestnote gegen die „Provokation“ entgegenzunehmen.

Nach amtlicher britischer Darstellung befand sich die „HMS Defender“ in ukrainischen Gewässern. Das Schiff habe seine Route nicht ändern müssen und die russischen Schüsse seien Teil einer Übung gewesen.

Britische Journalisten an Bord des Kriegsschiffes berichteten, Russlands Küstenwache habe sehr wohl das Schiff aufgefordert, seinen Kurs zu ändern, und dann das Feuer eröffnet, geschützt von russischen Kampfflugzeugen. Die britische Besatzung habe begonnen, zwei Abwehrraketen in Stellung zu bringen, so der Reporter des Daily Mail an Bord.

Aus russischer Sicht sind die Gewässer der 2014 annektierten Krim russisches Hoheitsgebiet. International wird die Krim nach wie vor samt ihrer Hoheitsgewässer als ukrainisches Gebiet anerkannt. Der Vorfall ereignete sich vor der Südspitze der Krim, wo die russischer Schwarzmeerflotte im Hafen Sewastopol liegt. Unklar bleibt aus den Beschreibungen, ob das britische Schiff jemals tatsächlich internationale Gewässer verließ.

Die „HMS Defender“ gehört zur britischen Flugzeugträgerkampftruppe im Mittelmeer, von der ein Teil vergangenes Jahr gemeinsam mit niederländischen Schiffen ins Schwarze Meer verlegt wurde, um gemäß des Rechts auf „friedliche Durchfahrt“ internationale Schifffahrtsrouten freizuhalten.

Das Schiff sei vergangene Woche in den ukrainischen Hafen Odessa gefahren, wo ein britisch-ukrainisches Marineabkommen unterzeichnet wurde. Dann habe es direkt Kurs auf Georgien genommen, so die britische Regierung.