Grundschule lohnt sich

Mehr Wertschätzung: GrundschullehrerInnen verdienen künftig 500 Euro mehr und damit genauso viel wie KollegInnen an Sekundarschulen und Gymnasien

Von Anna Klöpper

Da waren sich Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) und die Lehrergewerkschaft GEW ausnahmsweise mal einig: „Das ist heute ein guter Tag für die Berliner Grundschullehrkräfte“, so Scheeres. Und die Berliner GEW-Landesvorsitzende Doreen Siebernik wollte das gleich „auch noch mal unterstreichen“. Tatsächlich dürfen sich rund 5.600 Grundschullehrkräfte ab August kommenden Jahres über mehr Geld freuen: Sie werden dann rund 5.300 Euro verdienen, etwa 500 Euro mehr als bisher und damit genauso viel wie die KollegInnen an den Sekundarschulen und Gymnasien.

Das höhere Gehalt für die GrundschullehrerInnen sei eine „längst überfällige Wertschätzung“, sagte GEW-Tarifexperte Udo Mertens. Das fand auch die Senatorin: Die Anforderungen für die Lehrkräfte seien in den vergangenen Jahren beständig gewachsen, etwa durch die gestiegene Zahl der Kinder mit Behinderung in den Grundschulen. Zudem seien auch Themen wie Elternarbeit, Gewaltprävention und Sprachbildung wichtiger geworden.

Alle GrundschullehrerInnen, die frisch von der Uni kommen, werden bereits seit vergangenem Jahr besser bezahlt – die formale tarifrechtliche Argumentation lautet hier, dass die verschiedenen Lehramtsstudiengänge seit 2014 alle gleich lang sind.

Eine kleine Bedingung hat die Bildungsverwaltung deshalb nun auch an die tarifrechtliche Höherstufung der altgedienten GrundschullehrerInnen mit kürzerem Studium geknüpft: Sie müssen mindestens vier Jahre Berufserfahrung vorweisen und innerhalb dieser Zeit 30 Fortbildungsstunden absolviert haben. Und drei Jahre nach der Höherstufung müssen noch mal 30 Stunden nachgewiesen werden.

Das sei aber alles ganz „niedrigschwellig“, beruhigt die GEW. Das ist tatsächlich noch vorsichtig formuliert, denn selbst die ohnehin einmal im Schuljahr automatisch stattfindenden Studientage, wo sich das Kollegium zum Beispiel zusammensetzt und über das Schulprogramm spricht, zählen schon als Fortbildung. Im Klartext: Wer einfach bloß seinen Dienst versieht, dürfte auf der sicheren Seite sein.

Anreiz für Pensionäre

Mit der besseren Bezahlung will Scheeres auch dem Fachkräftemangel beikommen: Kein anderes Bundesland bezahlt seine GrundschullehrerInnen so gut wie Berlin. Zudem hofft man in der Bildungsverwaltung offenbar auch, demnächst in Pension gehende Lehrkräfte zum längeren Arbeiten zu bewegen, denn nach zwei Jahren Unterrichten in der neuen Tarifstufe wird das Gehalt für die Pensionsansprüche berücksichtigt.

Gegen Ruheständler, auch wenn sie künftig ein bisschen besser bezahlt werden, hatte die Gewerkschaft heute mal nichts einzuwenden.