Blutmesse und Punk zum Fest

WEIHNACHTEN Wenige Kinos bieten an den Feiertagen besonderes Programm

Alle Jahre wieder lief im Bremer Szenekino Cinema am 25. Dezember „Das Leben des Brian“ von Monty Python als eine Art Gegengift zur Weihnachts-Überdosis. Die hatten sich offensichtlich viele eingefangen, die rituellen Vorstellungen waren lange gut besucht. Doch irgendwann wurde der Witz wohl alt und inzwischen läuft auch im Cinema an den Feiertagen das übliche Programm.

Auch in anderen Kinos sahen die Programmmacher die Weihnachtstage einst als eine Herausforderung an, aber seit das Kino als Ort des gemeinschaftlichen Sehens an Bedeutung verloren hat, gibt es an diesen Tagen nur noch wenige extra programmierte Vorstellungen.

Einige Lichtspielhäuser, wie das Kino im Künstlerhaus in Hannover, haben über die Feiertage sogar geschlossen, während das Abaton in Hamburg an Heiligabend um 21 Uhr in seinen drei Sälen Filme zeigt. An den Weihnachtsfeiertagen ab 15 Uhr läuft dort zudem für Kinder nochmal die „Weihnachtsgeschichte“ der Augsburger Puppenkiste.

Das B-Movie auf St. Pauli hat auch keinen Film extra für Weihnachten ins Programm genommen, aber dort läuft immerhin am Sonntag um 19 Uhr „Love Exposure“ von Sion Sono, dessen irrwitzige Mischung aus Sex, Kampfsport und Sektenwahn garantiert den Weihnachtsblues ausgetreibt.

Das Lübecker Koki spielt am ersten und zweiten Weihnachtstag um 17.30 Uhr die Dokumentation über die frühen Jahre der Beatles „Eight Days a Week“. Aber Punkmusik passt eindeutig besser zum Ausklang des Festes: Etwa Oscar Röhlers Spielfilm „Tod den Hippies – Es lebe der Punk!“, im Bremer City 46 am 25. und 26. Dezember um 18 Uhr auf dem Programm.

Am vielseitigsten ist wieder einmal das Programm des Metropolis in Hamburg, das für beide Weihnachtsfraktionen etwas bietet. Wer von der Märchenstimmung dieser Tage nicht genug bekommt, für den ist am zweiten Weihnachtstag um 17 Uhr der DEFA-Kinderfilm „König Drosselbart“ von 1965 auf dem Programm, in dem ein fescher Manfred Krug den jungen Reiter spielt, den die Prinzessin erst schnippisch behandelt und dann heiratet. Für die Weihnachtsflüchtigen läuft dagegen am ersten Weihnachtstag um 14.30 Uhr ein extrem unheiliger und garantiert nicht besinnlicher Film: In dem spanischen Horrormachwerk „Blutmesse für den Teufel“ geht es um Kannibalen und Satanisten im Mittelalter, die durch eine Geisterbeschwörung im Paris der 1970er-Jahre wiederbelebt werden. Bis 2009 stand der Film in Deutschland wegen der drastischen Gewalt- und Nacktszenen als jugendgefährdend auf dem Index. Also eine schöne Bescherung. HIP