Pegida-TV bei Arte

FILM „Die vierte Gewalt“ zeigt Verschwörerisches über Medien (20.15 Uhr)

Journalisten kommen in der Fernsehfiktion gemeinhin nicht gut weg. Bestenfalls gibt es den Typus des investigativen Vollblutreporters und Einzelkämpfers, der sich und die Wahrheit behaupten muss gegen Chefredakteure und Herausgeber, die heute nicht mehr so viel Rückgrat beweisen wie noch die Chefs der „Unbestechlichen“.

So ein Heldenexemplar scheint auch Jan Schulte zu sein, der mit dem guten Aussehen des Schauspielers Benno Fürmann (mit Robert Redford kann der natürlich nicht mithalten) und als alleinerziehender Vater für sich einnimmt. „Es sieht so aus, als hätte die Gesundheitsministerin dafür gesorgt, dass ihr Bruder bevorzugt an ’ne Herztransplantation kommt“ – der Scoop soll ihm die Festanstellung einbringen. Dass Informantenschutz bei ihm bedeutet, als Journalist im Krankenhaus offen nach der OP-Schwester zu fragen, die er für seinen Whistle­blower hält – vielleicht ist er nicht der hellste Held?

Wenn der Filmtitel anfangs noch die (ja: meine eitle) Hoffnung weckt, „Die vierte Gewalt“ wolle eine Lanze für den Journalismus brechen, so wird sich bald zeigen, wie zynisch das gemeint ist. Kollegengespräche am Rande der Bundespressekonferenz gehen so: „Wenn wir uns da’n bisschen abstimmen, dann jazzen wir das zu einer fetten Regierungskrise hoch. Dann ha’m wir in vier Monaten Neuwahlen. Bringt uns alle in die schwarzen Zahlen, oder?“

Der (mit Jördis Triebel, Oliver Masucci, Devid Striesow, Ulrich Matthes) prominent besetzte Film von Brigitte Maria Bertele (Regie) und Jochen Bitzer (Buch) zeichnet das Bild eines Systems, in dem die zweite und die vierte Gewalt aufs Manipulativste, Korrupteste, Schäbigste verflochten sind und jeder nur seinen Vorteil sucht. Fast möchte man meinen, die Geiferer von Pegida hätten sich für ihre fixe Idee von der „Lügenpresse“ einen nur etwas subtileren Propagandafilm bestellt. Aber wieso zeigt ausgerechnet Arte das? Jens Müller