heute in Bremen
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„Meistens sind sie aggressiv“

Vortrag Neonazis sollten aus dem Stadion fliegen, findet Hannes P. Die fielen durch Pöbeleien auf

Hannes P.

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24, ist Student, Fußballfan von Werder Bremen und möchte weder seinen richtigen Namen noch sein Foto in der Zeitung sehen.

taz: Herr P., haben Sie im Stadion schonmal neben einem Neonazi gestanden?

Hannes P.: Ja, das passiert öfter.

Und was machen Sie dann?

Das kommt darauf an, ob ich die Person kenne oder ob ich an der Kleidung und Tattoos erkenne, dass sie ein Nazi ist. In der Regel spreche ich sie an und frage, was sie da trägt und warum.

Volle Konfrontation.

Genau.

Wie sind die Reaktionen?

Wenn die Leute in der Gruppe unterwegs sind und nicht checken, dass ich auch in der Gruppe unterwegs bin, dann geht es erstmal darum, Stärke zu zeigen – meistens sind die Personen sehr aggressiv. Wenn sie allein unterwegs sind, versuchen sie oft, sich rauszureden. Wie das?

Eine Person, die immer wieder im Stadion ist, hat etwa die Wolfsangel tätowiert – ein Symbol, das die Wehrmacht benutzt hat. Darauf angesprochen sagt sie dann, sie habe sich das Motiv nur tätowieren lassen, weil sie es schön fände. Mit Nazis habe sie nichts zu tun.

Wie sollten sich normale Fans verhalten, wenn sie in der Kurve Neonazis entdecken?

Man muss schauen, was man sich zutraut. Ich empfehle, einfach nachzufragen. Wenn man sich sicher ist, dass es sich um einen Nazi handelt, kann man immer den Ordnern Bescheid sagen.

Woran erkennt man denn Neonazis sicher?

Sie fallen meistens dadurch auf, dass sie diskriminieren oder mit gehobener Faust Drohgebärden ausstoßen. Und dann natürlich an Kleidung von Marken, wie Thor Steinar oder T-Shirts von Rechtsrockbands wie Kategorie C.

Sind im Weser-Stadion solche Label nicht verboten?

Ja, Kleidung der Marke Thor Steinar ist explizit verboten. Es rutschen aber immer wieder Leute durch. Mich stört, dass die Personen, die von den Ordnungskräften erwischt werden, nicht das Stadion verlassen müssen, sondern nur gebeten werden, das Kleidungsstück umzudrehen.

Was kann ein Verein tun, um Nazis loszuwerden?Das muss die Kurve selbst machen, indem sie für Werte einsteht.

INTERVIEW: Andrea Scharpen

„Antifaschismus im Stadion – Vortrag zum Umgang mit Nazis in der Kurve“, 19.30 Uhr, Haus der Jugend Bremerhaven