Berliner Szenen
: Im Martin-Gropius-Bau

Ausgeschlossen

Niemand darf mehr hinein. „Aus Sicherheitsgründen“, erklärt ein Mitarbeiter

Donnerstagabend. Es regnet und ich stehe in der Schlange vor dem Martin-Gropius-Bau. Die Empfangsleute reichen Schirme, aber ich bin sowieso schon nass.

Fängt ja gut an, denke ich, aber es sollte noch schlimmer werden. Gegen meine Einladungskarte erhalte ich einen Button. Da die Eröffnungsreden erst in einer Stunde beginnen, schaue ich mir schon mal einen Teil der Ausstellung an. Der Sammler Reinhold Würth zeigt 400 seiner Kunstwerke – so viele wie noch nirgendwo zuvor. Seine Sammlung zählt mit mehr als 16.800 Werken zu den größten Privatsammlungen Europas.

Ich sehe mir die skurrilen Formen von Pablo Picasso an, bestaune die mysteriösen Bilder von Max Ernst. Dann höre ich Blasmusik und eile zum Saal, doch niemand darf mehr hinein. „Aus Sicherheitsgründen“, erklärt ein Mitarbeiter. Nur eine gewisse Anzahl an Leuten dürfe in den Saal. Eine Dame ruft empört: „Ich hab doch eine Einladung!“ „Machen Sie wenigstens die Tür einen Spalt auf, damit man etwas hören kann!“, fordert ein Herr, doch der Sicherheitsmann schüttelt den Kopf.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl: Ich bin da und gleichzeitig nicht da. „Das kann doch nicht wahr sein“, murmelt eine Frau neben mir. Schnell bildet sich eine Solidarität zwischen uns Ausgeschlossenen. Beleidigt stapfe ich durch die Ausstellung, die bombastisch ist. Ihr Umfang und ihre Vielfalt überfordern mich schier. Sie führt von den farbintensiven Gemälden von David Hockney bis zur majestätischen Madonna von Hans Holbein.

Ein Besucher kommt aus dem Saal und ich darf jetzt rein. Gerade betritt der letzte Redner das Podium. Es ist der Sammler selbst. Der 80-Jährige ist ein gewitzter Mann, der erzählt, wie ein Gemälde aus einem Schlafgemach in seine Sammlung gelang. Danach gibt es Wein und Häppchen. Und es hat aufgehört zu regnen. Julika Bickel