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Foto: La Monaca/reuters

So richtig mit Zunge

Wissenschaftler haben ­untersucht, wie verbreitet der „romantisch-sexuelle“ Kuss ist – und fanden heraus: offenbar weniger, als man denken könnte

Kuss ist nicht gleich Kuss. Zumindest der „romantisch-sexuelle“, also der „absichtliche, gezielte Lippenkontakt, der auch oft verlängert wird“, ist weniger üblich, als man hierzulande annehmen könnte. Das haben Forscher der University of Nevada und der Indiana University herausgefunden. Ihre Studie ist die erste zum romantisch-sexuellen Kuss.

Nur 77 der 168 untersuchten Kulturen der Welt küssen sich auf diese Art. In Europa küssen 70 Prozent der Menschen romantisch-sexuell, in Asien 73, in Nordamerika hingegen nur 55 Prozent. Absoluter „Gewinner“ mit 100 Prozent ist der Mittlere Osten. In Zentralamerika dagegen gibt es den romantisch-sexuellen Kuss laut Studie gar nicht. Afrikaner und Südamerikaner küssen sich auch nur selten romantisch-sexuell.

Woran liegt das nun? Märchen? Popsongs? Daily Soaps? Falsch! Es liegt, das zumindest glauben die Forscher, an der Gesellschaftsstruktur: Je komplexer sie ist, desto eher wird geknutscht. Die Menschen in egalitären Gesellschaften küssen demnach um 53 Prozent weniger als Menschen in komplexen Gesellschaften. Das mag an Hierarchie und Machtverteilung liegen, aber auch ganz simpel an Mundhygiene, die in Industriegesellschaften meist höher ist.

Generell ist der romantisch-sexuelle Kuss in der menschlichen Geschichte erst sehr spät aufgetreten – und das, obwohl selbst unsere Verwandten, die Schimpansen, schon lange knutschen. Bei ihnen sei das Zungenküssen oder das Küssen mit offenen Mündern aber eher ein Mittel, um herauszufinden, wie gesund und genetisch kompatibel der potenzielle Partner ist, glauben Evolutionsbiologen. Dafür haben wir ja glücklicherweise andere Methoden. JUF