HSV gegen München: Gebannte Kräfte

Erstmals in dieser Saison wird der FC Bayern München gefordert. Der HSV erkämpft ein 1:1 auf heimischem Platz - und das ohne seinen Spielmacher Van der Vaart.

HSV-Verteidiger Boateng neutralisierte Bayerns Ribéry. : ap

HAMBURG taz In Zeiten wie diesen, in denen sich die Verletztenliste füllt und der Kader sich von Tag zu Tag ausdünnt, muss es gut um die Leidensfähigkeit der Anhänger des Hamburger SV bestellt sein. Juan Pablo Sorin, Guy Demel und Vincent Kompany - das war der Krankenstand unter den Spitzekräften, doch am Sonntag, nur ein paar Minuten vorm Anpfiff, verbreitete sich lauffeuerartig eine Meldung unter dem Hamburger Anhang, der manche paralysierte und andere zu Tränen rührte: Rafael van der Vaart fehlt, Muskelverhärtung. Und die Bayern ante portas.

Ergebnis: 1:1 (0:0)

Hamburger SV: Rost - Boateng, Reinhardt, Mathijsen, Atouba - Jarolim, de Jong - Castelen, Trochowski (78. Choupo-Moting), Olic (74. Zidan) - Guerrero

Bayern München: Kahn - Lell, Lucio, Demichelis, Lahm - van Bommel, Zé Roberto - Altintop, Ribéry (90.+2 Wagner), Schweinsteiger (64. Podolski) - Klose (89. Sosa)

Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf) - Zuschauer: 57 000 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Klose (70.), 1:1 Zidan (87.)

Gelbe Karten: Atouba (1), Olic (1), de Jong (2), Guerrero (1) / Lell (1), Schweinsteiger (2), Zé Roberto (1)

Beste Spieler: Boateng, Olic / Kahn, Zé Roberto

Eine Resterampe sollte also dem Zirkus Ribery Einhalt gebieten, ein Haufen Versprengter die Münchner Angriffsmaschinerie in Zaum halten. Doch weil der Fußball manchmal sonderbare Geschichten schreibt und der Zirkusdirektor auch bloß ein Mensch ist, war es zunächst ein offenes Spiel, dann war es ein Spiel, in dem der HSV den Ton angab, ehe sich das Match zu einem wandelte, in dem die Hamburger auch noch die besseren Möglichkeiten besaß. Franck Ribéry hatte es mit einem Gegenspieler zu tun, der in seinem ersten Spiel für den HSV offenbar zeigen wollte, dass er nicht nur ein präpotenter Jüngling mit ein wenig Talent ist. Jerome Boateng neutralisierte den Franzosen, und mit ihm fiel es auch Miroslav Klose sehr schwer, der wechselweise von der an diesem Abend sehr gut aufgelegten HSV-Defensive komplett aus dem Spiel genommen wurde. Offensiv tat Ivica Olic einen prächtigen Job, der mit seinen ständigen Rochaden die Münchner Außenverteidiger beschäftigt hielt.

Der beste Münchner war neben den zwei Mal reaktionsschnell klärenden Keeper Kahn der scheinbar alterslose Zé Roberto, der ein unheimliches Laufpensum absolvierte und den recht hölzern wirkenden Innenverteidigern etliche Arbeit vom Leib hielt. Auffällig gut war auch die Leistung des Schiedsrichters Florian Meyer, der sich unbeeindruckt vom Manöver des Bayern-Managers Uli Hoeneß zeigte. Der hatte gefordert, die Bayern-Stars unter Artenschutz zu stellen.

Meyer aber ließ ein Spiel mit vielen Zweikämpfen zu, und so kam es, dass die Münchner erstmals in dieser Saison überhaupt gefordert wurden. Aber weil der Fußball in seinen absonderlichen Episoden nicht unbedingt gerecht ist, durften die Bayern das erste Tor des Spiels schießen, und es war ausgerechnet Miroslav Klose (70.), der nach einer wunderbaren Flanke von Christina Lell direkt und unhaltbar vollstreckte - ein wunderbarer Angriff wie aus dem Bilderbuch des Konterspiels, und einer, der zeigte, warum Klose den Bayern ein paar Euro wert war. Nicht viel schlechter machte es zwei Minuten vor Schluss Zidan, der die Fans noch an einen Hauch von Gerechtigkeit glauben ließ und zum 1:1 ausglich.

STEFAN OSTERHAUS

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