Hitzfeld bleibt umstritten: Bayern trainieren für Auslaufmodell

Der FC Bayern hat alles dafür getan, dass Trainer Hitzfeld nicht mehr unumstritten ist. Denn der Klub will seine Struktur komplett erneuern.

Im Abseits: Bayern-Trainer Hitzfeld. Bild: dpa

Ein paar Dinge im Fußball erscheinen unerklärlich. Manchmal sind es überraschende Niederlagen. Die Niederlage der Bayern gegen Energie Cottbus vom Wochenende ist zwar überraschend, sie hat allerdings handfeste Ursachen, und die haben recht wenig mit Ottmar Hitzfelds notorischer Rotation zu tun. Sondern mit dem Klub und seiner Zukunft. Über die wollen alle nur noch reden, beispielsweise, als während der letzten Woche die angehende Fachkraft Christian Nerlinger der Öffentlichkeit als neueste Innovation auf dem Weg zum FC Bayern des Jahres 2009 verkauft wurde. Nerlinger ist eine Errungenschaft des Jürgen Klinsmann. Ein ehemaliger Student der Betriebswirtschaftslehre, der ehedem bei den Bayern kickte, wird Teammanager.

Das neuerliche Münchner Engagement zeigt einmal mehr, dass Klinsmann vorwiegend seinen alten Weggefährten vertraut. Das war im Nationalteam so, als er Oliver Bierhoff zu seinem Exekutivmann machte, das ist nun im FC Bayern so, wo mit Nerlinger ein alter Fahrensmann kommt. Geht es um den Posten des Co-Trainers, dann ist Klinsmann die eigenen Anschauung nicht sonderlich wichtig. Das war bei Joachim Löw in der Nationalmannschaft so, das ist jetzt im FC Bayern nicht anders, wo mit dem Amerikaner Vasquez ein Mann kommt, dessen Arbeit Klinsmann nicht aus nächster Nähe über eine längere Zeit betrachten konnte. Ottmar Hitzfeld durfte also eine Menge mitansehen. Und im Hintergrund werkelt einer an einer Mannschaft, die dann alles richtig machen soll.

Das Timing der Bayern anlässlich der Klinsmann-Präsentation ist oft bewundert worden - mit dem Argument, dass die Performance des Teams nun nebensächlich sei, weil nur noch der FC Bayern unter Jürgen Klinsmann interessieren würde. In genau dieser Situation finden sich die Bayern jetzt wieder. Sie haben die Kompetenz des Trainers ohne Not untergraben. Sie redeten von Aufbruch, von Zukunft, und von Vision - ungeachtet dessen, dass sie von jenem Zeitpunkt an noch ein halbes Jahr mit Ottmar Hitzfeld leben müssen. Das Signal an die Spieler war nur allzu deutlich. Sie trainieren für ein Auslaufmodell. Und zwar nicht nur für das Auslaufmodell Hitzfeld, sondern für einen Klub, der im Begriff ist, seine Struktur komplett zu erneuern.

Dass ein Trainerwechsel, der beschlossene Sache ist, nicht zwangsläufig dazu führen muss, dass ein Klub in Irritationen gerät, zeigt der HSV unter Huub Stevens. Doch der Unterschied zu den Bayern ist offensichtlich. In Hamburg wird der Nachfolger für einen starken Trainer gesucht, der nicht einen Augenblick lang umstritten gewesen war und den die Klubführung gern gehalten hätte. Die Bayern haben selbst dafür gesorgt, dass Hitzfeld alles ist - bloß nicht unumstritten.

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