Gewalt gegen Lesben und Schwule in Budapest: Rechte stürmen Homo-Parade

Rechtsradikale attackieren lesbische und schwule Aktivisten. Dabei werden acht Personen verletzt. Die EU-Abgeordnete Katalin Levai beklagt: Die Intoleranz in Ungarn ist beschämend.

Eigentlich wollte die Polizei die Homo-Parade verbieten, schließlich mussten die Sicherheitskräfte den Umzug gegen den rechten Mob verteidigen. Bild: dpa

WIEN taz Die Budapester Homo-Parade am Samstag endete mit wilden Schlägereien, Verletzten und Festnahmen. Mindestens acht Personen, darunter zwei Polizisten, sollen verletzt worden sein, als Rechtsradikale die Parade zunächst mit Steinen und Eiern attackierten. Polizisten, die den Marsch von etwa 1.500 Aktivisten und Sympathisanten gegen die Angreifer abschirmten, wurden mit Bierdosen und Molotow-Cocktails beworfen. Mit Wasserwerfern und Tränengas versuchten die Beamten, die Skinheads zu vertreiben. 45 Randalierer wurden laut Polizeisprecherin Eva Tafferner festgenommen.

Ein Polizeibus ging in Flammen auf. Die sozialdemokratische EU-Abgeordnete und Menschenrechtsaktivistin Katalin Levai suchte Schutz in einem Streifenwagen und wurde dort von Randalierern attackiert. "Es ist beschämend, dass es auch noch fast 20 Jahre nach der Wende eine solche Intoleranz gibt", klagte sie vor der nationalen Presse.

Ziel von Attacken wurde auch der liberale Politiker Gábor Horn. Er wurde bespuckt, geohrfeigt und mit Bier übergossen. Diese Gewaltausbrüche sind traurig, sagte der 32-jährige Verleger István Ruzsácz, einer der Teilnehmer an der Parade. "Diese Leute wollen einfach nicht akzeptieren, dass es Homos gibt, und nützen diese Gelegenheit, sich in Szene zu setzen." Das Konzert einer Jazzsängerin, das den Aufmarsch krönen sollte, wurde überhastet abgesagt

Eigentlich wollte die Polizei die Veranstaltung verbieten. Der Marsch durch die zentrale Avenue Andrássy út würde den Verkehr behindern. Wahrer Grund dürften Befürchtungen gewesen sein, die Ausschreitungen rechtsradikaler Gruppen vom Vorjahr würden sich wiederholen. Amnesty international kritisierte damals die Polizei, weil sie die Schwulen und Lesben nicht ausreichend geschützt hätte. Auf Druck nationaler und internationaler Organisationen gaben die Behörden schließlich nach. Auch Budapests liberaler Bürgermeister setzte sich für die Gays ein.

In den realsozialistischen Ländern war Homosexualität ein Straftatbestand. Nach der Wende wurden die Gesetze gelockert. In Ungarn beschloss das Parlament sogar im Vorjahr mit 185 gegen 154 Stimmen die Zulassung eingetragener Partnerschaften ab 2009. Homosexuellenorganisationen fordern auch das Adoptionsrecht. Gegen diese Liberalisierungen mobilisierten rechtsextreme Gruppen wie die ultranationalistische Jobbik, die "Bewegung für ein besseres Ungarn" und die "Ungarische Nationale Front", aber auch klerikale Kreise. Das Selbstouting von Staatssekretär Gábor Szetey 2007 heizte das Klima weiter an.

In Budapest wird die Homo-Parade seit 2001 regelmäßig veranstaltet. So rabiat wie letzten Samstag waren die Proteste dagegen noch nie. Letzte Woche gab es auch bei Gewaltausbrüchen gegen Homos in der bulgarischen Hauptstadt Sofia Verletzte und Festnahmen. Ebenfalls in der mährischen Metropole Brünn mobilisierte die extreme Rechte gegen die Homo-Parade.

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