Kolumne Die Charts: Das Ende der Lebensliebe

Die Charts mit: Clint Eastwood, Angelina Jolie, Brad Pitt, Stieg Larsson, Jo Nesbo und dem Bermuda-Dreieck.

Angelina und Brad: Angelina Jolie und Brad Pitt sind die wichtigste Familie der Welt. Speziell, wenn es nach der Ökonomie der Aufmerksamkeit geht, und das tut es ja wohl. Noch. Grade treten sie beruflich gegeneinander an. Jolie in Clint Eastwoods "Der fremde Sohn", Pitt in David Finchers "Der seltsame Fall des Benjamin Button". Wer ist besser?

Ob Jolie tatsächlich "zu sexy" ist, wie Eastwood mal gesagt hat und dadurch ihre Filme auf ihre Sexiness reduziert, liegt im Kopf des Betrachters. Jedenfalls bleibt Jolie immer Jolie, auch in diesem Film. Pitt dagegen, auch supererotisch, verschwindet hinter seiner Filmfigur Button, einem Mann, der - als Greis geboren -, statt zu altern, jünger wird. Der entscheidende Unterschied ist: Bei "Der fremde Sohn" kann man interessiert und distanziert verfolgen, wie Eastwood noch so drauf ist, "Benjamin Button" ist ein Rollercoaster, der einen permanent zwingt, sich mit dem Leben auseinanderzusetzen. Dem eigenen. Oje. Scheißegal, ob man älter oder jünger wird, die Frage ist: Was mache ICH eigentlich JETZT? Antwort: Kinofilme ankucken. Dieser Film tut schön weh.

Stieg Larsson-Nachtrag: Ich fand die Stieg Larsson-Krimis gut, dann klärte mich der Münsteraner Mediävistikprofessor Eckhard Freise darüber auf, dass sie schlecht geschriebener, inhaltlicher Unfug seien, und ich las neu, dachte nach und fand, dass er recht hat (taz vom 27. Dezember). Diese Geschichte von einem, der nach kritischer Überprüfung des Gegenstands seine Meinung ändert, ist bei einigen Mitmenschen nicht gut angekommen. Tenor: Wo kommen wir denn da hin, wenn wir unser Urteil revidieren, nur weil ein anderer gute Argumente dafür hat? Nun, derzeit lese ich Jo Nesbo, den norwegischen Krimischriftsteller. Dessen Protagonist Harry Hole (sprich: Ho-Li) ist noch ein alkoholkranker Hauptkommissar, dessen Lebensliebe ihn rausgeschmissen hat und der auch von Vorgesetzten, Kollegen und Umwelt nicht geliebt wird.

Klar: Er ist hässlich und innere Werte hat er auch keine. Aber selbstverständlich fachlich der beste Mann, der auch die Schweine innerhalb des Polizeisystems zur Strecke bringt. Die Bösen sind die, die vordergründig nett und sympathisch zu funktionieren scheinen. Und in Norwegen und speziell in Oslo liegt auch einiges im Argen. Nazis, Religionsirre, Korruption und über allem die persönliche Deformation in der Folge von zu wenig Liebe als Kind. Alles Schlampen, vor allem Mutti! Toll. (Jo Nesbo - Schneemann, 2008, 19,90 €)

Obwohl ich nun Anfang des dritten Bandes plötzlich eine leichte Langeweile wegdrücken muss. Ist Nesbo doch nicht so gut? Näheres, sobald ich mit Professor Freise gesprochen habe.

Satz des Monats:

"I screwed up." Obama

Bermuda Triangle. Single von 1980. Grade wiedergehört. Barry Manilow und seine Freundin überlegen, wohin sie in Urlaub fahren. Zwei Wochen Sonne tanken. Sie findet, Hawaii sei zu teuer. Er findet ja Barbados nicht schlecht. Sie sagt, sie wolle mal nach Bermuda.

Er sagt: "Frau, bist du verrückt? Bloß nicht. Im Bermuda-Dreieck verschwinden doch die Leute."

Bermuda Triangle /

it makes people disappear /

Bermuda Triangle /

dont go to near.

Na, sie sieht seinen Punkt nicht, hält ihn für doof und sie fliegen umgehend hin. Und kaum sind sie dort, ist seine Freundin tatsächlich verschwunden. Mit einem anderen.

*

Beste Songs von Manilow?

5. Ships

4. I Made It Through the Rain

3. The Old Songs

2. Bermuda Triangle

1. Copacabana

P.S. Da liegt er so ein bisschen traurig und allein am Strand. Und da kommt auch schon die Nächste, säuselt "hallohooh", setzt sich auf sein Handtuch und so weiter. Womit auch sie verschwunden - für ihren bisherigen Freund.

Bermuda Triangle /

look at it from my angle /

Bermuda Triangle /

not so bad.

P.P.S. Nein, ich bin nicht schwul.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Chefreporter der taz, Chefredakteur taz FUTURZWEI, Kolumnist und Autor des Neo-Öko-Klassikers „Öko. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich“ (Dumont). Bruder von Politologe und „Ökosex“-Kolumnist Martin Unfried

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.