Kolumne press-schlag: Mittelfeldgigant und Hexenwerker

Die Bundesliga hat derzeit Spitzenteams in Hülle und Fülle. Eines steht gar nur auf Platz elf der Tabelle

Okay, mehr Rückenwind kann man nicht haben vor so einem Spiel, das irgendwann vor gar nicht so langer Zeit einmal ein Spitzenspiel gewesen wäre. Der Tabellenelfte der Bundesliga spielt gegen den Tabellenvierten, und noch immer fühlen sich beide so, als ginge es darum, die Spitze unter sich auszumachen.

Es hat ja - den trüben Tabellenstand hin oder her - schon eine gewisse Logik: Weil die Bayern Sportings Buben beim 5:0 eine Halbzeit lang ins Leere laufen ließen, erschaudert der Rest der Liga schon wieder vor Angst. Und dass Bremen zum ersten Mal seit einer Ewigkeit ein italienisches Spitzenteam aus dem Wettbewerb warf, macht die Sache am Sonntagabend nur noch interessanter. Denn der Bremer Mittelfeldgigant trumpfte beim 2:2 gegen Milan nicht nur engagiert, sondern auch spielerisch gehaltvoll auf - und das gegen jene Mannschaft, die in den letzten Jahren den Bayern zu jeder Tages- und Nachtzeit ihre Grenzen aufgezeigt hatte.

Sicher, Kaka war nicht dabei, auch Ronaldinhos wehendes Haar fehlte dem Spiel. Aber das Remis nährt bei der Bundesliga-Konkurrenz den Glauben an die Unberechenbarkeit. Die Bayern kann alles Mögliche am Sonntagabend erwarten; umgekehrt gilt allerdings das Gleiche, womit man sich wieder dem Spitzenkampf in der Liga zuwenden kann, oder besser: der Frage, was das eigentlich in dieser Saison ist.

Spitzenteams hat die Bundesliga nämlich reichlich. Vor allem gewesene, die vor Saisonbeginn zum Angriff auf den Titel bliesen. Bremens Chancen auf die Meisterschaft sind nur noch minimal größer als die der Frankfurter Eintracht unter dem unverwüstlichen Friedhelm Funkel, mit relativer Sicherheit wird auch der holländische Fachmann Fred Rutten, rhetorisch ein Wiedergänger des belgischen Nationalhelden Pfaff, die Meisterschale nicht mehr in diesem Jahr nach Gelsenkirchen holen. Je nach Tagesform ließe sich auch Leverkusen zum Klub der gestrandeten Hoffnungsträger zählen, man weiß nicht so genau.

Ob Hoffenheim zur Spitze zählt, werden die nächsten Wochen und vielleicht auch ein Urteil des DFB in Sachen Doping zeigen. Genauso fraglich ist, ob den HSV die eigene Klasse oder aber Fortune nach oben gespült hat, es lässt sich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Was der VfL Wolfsburg noch zu leisten vermag nach seinem - nun ja - nicht eben rühmlichen Aus gegen die Gallier, weiß nicht einmal Felix Magath allein.

Bliebe noch der Waadtländer Lucien Favre, der mit seiner Hertha in Seelenruhe durch unruhiges Gewässer schippert und schon einmal erfahren durfte, wie es so ist als Tabellenführer. Ob der Schweizer sein Hexenwerk fortführt? "Schlussendlich" (Urs Meier) gilt noch immer Favres fachmännische Einschätzung, wonach es egal sei, gegen wen man in der Bundesliga spielt - "ob Absteiger oder Meister, immer ist es schwer". Die Bundesliga im Jahr 2009: einfach spitze - auch in der Breite.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.