Der Absturz des HSV: Drei Partys sind zwei zu viel

Irgendwie haben die Hamburger alles richtig gemacht. Und trotzdem stehen sie vor dem Nichts.

Gemeinsamer Frust auf der Bank: Jol und Beiersdorfer. Bild: dpa

Drei Partys sind zwei zu viel

Ziemlich zerknirscht sah Dietmar Beiersdorfer, der Sportchef des Hamburger SV, in den letzten Tagen aus. Und tatsächlich ist er nicht zu beneiden. Noch vor ein paar Wochen galt er als das neue Vorbild für Bundesliga-Manager: Ein Mann, der mit kluger, vorausschauender Transferpolitik die Mannschaft immer besser macht. Die Wachablösung im Norden schien beschlossene Sache: Werder Bremen, so meinten die Experten, würde den Status als Nummer eins im Norden bald abgeben müssen.

Und jetzt? Raus aus dem Pokal und raus aus dem Uefa-Cup. Das Meisterschaftsrennen ist vorbei, der Kampf um die Champions-League-Ränge auch. Und wenn Borussia Dortmund nicht stolpert in der nächsten Woche, dann ist der Hamburger Sportverein in der nächsten Saison nicht einmal im Uefa-Cup vertreten.

Woran es liegt? Auf den ersten Blick haben die Hamburger nicht viel falsch gemacht. Sie suchten Ersatz für Abgänge und integrierten neue Spieler in die Mannschaft, was zunächst besser gelang, als es viele erwartet hatten. Der Wunschtrainer wurde mit großem Aufwand gesucht. Es dauerte Monate, und noch bis vor wenigen Wochen glaubten alle, dieser Martin Jol sei der Mann für die nächsten fetten Jahre, ein Trainer, der den HSV zurückführt zu altem Glanz. Jol ist garantiert kein schlechter Trainer. Dafür verbürgt sich sogar Felix Magath, der ihn für den besten aller Bundesligatrainer hält. Vielmehr hat der HSV mit einem Problem zu kämpfen, das vielen Mannschaften nicht fremd ist: Die Mannschaft ist mit dem Auftreten in drei Wettbewerben überfordert. Doch damit steht der HSV nicht allein da. Dass gegenwärtig nicht über Trainer Thomas Schaaf und eventuelle Bremer Fehler diskutiert wird, liegt nur daran, dass die Mannschaft im DFB-Pokal und im Uefa Cup noch zwei Matchbälle hat. Natürlich ließen sich die Champions-League-Finalisten Barcelona und ManU als Gegenbeispiel anführen, die auch in der Liga konkurrenzlos sind. Doch auch in der europäischen Spitzenklasse gibt es andere Fälle: Liverpool ist seit Jahren eine Cup-Mannschaft, der AC Mailand war es unter Carlo Ancelotti auch. In den nationalen Wettbewerben reüssierten andere Teams. Wer bei allen Partys bis zum Ende bleiben will, der benötigt einen Kader mit 22 Kickern auf sehr hohem Niveau. Den hat in Deutschland nicht mal der FC Bayern, wo viele nicht nur seit dieser Saison betrübliche Geschichten von großen Erwartungen erzählen können.

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