Kirchtürme im Wind

CDU in Hamburg und Schleswig-Holstein will Kooperation der Nordländer bei der Windenergie. Bremen will trotzdem noch eine dritte große Windmesse veranstalten.

Die Zukunftstechnologie: Windernergie Bild: dpa

HAMBURG taz| Die guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein sehen die wirtschaftspolitischen Sprecher der jeweiligen CDU-Fraktionen belastet. Der Streit um die Windmesse zwischen beiden Ländern müsse beendet werden, forderten die Hamburgerin Karin Prien und der Schleswig-Holsteiner Jens-Christian Magnussen am Montag in Husum. "Wir können nur gemeinsam im nationalen und internationalen Wettbewerb der Metropolregionen bestehen", befanden sie und forderten "Kooperation statt Kannibalismus".

Die Hamburger Messegesellschaft hatte im Oktober grundsätzlich beschlossen, ab 2014 alle zwei Jahre eine internationale Windmesse abzuhalten. Ende November wurde der Termin verkündet: Vom 23. bis 26. September 2014 - zeitgleich zur Husumer Wind Energy. Vorausgegangen war die Entscheidung des Verbandes der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), künftig Hamburg wegen der besseren Perspektiven zu unterstützen. Große Teile der Windenergiebranche wollen aber an Husum festhalten.

Das Hamburger Vorgehen hatte in Schleswig-Holstein heftige Kritik ausgelöst und zu einer ernsthaften Belastung der Beziehungen zwischen den beiden Bundesländern geführt. Jost de Jager, Wirtschaftsminister und Spitzenkandidat der CDU bei der Landtagswahl im Mai 2012, hatte von einem "Frontalangriff" gesprochen und Konsequenzen für die Wirtschaftsförderung angedroht.

Die internationale Leitmesse WindEnergy findet seit 1989 in Husum an der Nordsee statt.

Entwicklung: Aus alternativen Anfängen in der Öko-Szene entwickelte sie sich zur weltgrößten Messe der Windbranche.

Stand: Die Messe 2010 registrierte 972 Aussteller aus 28 Ländern, 36.000 Besucher und 48.000 Quadratmeter Ausstellungsflächen. In 2012 werden 40.000 Besucher und 1.200 Aussteller auf 60.000 Quadratmetern erwartet.

Prognose: Der VDMA geht für 2016 von 1.666 Ausstellern, 56.000 Besuchern und 74.000 Quadratmetern aus.

Zugleich versuchte die Husumer Messegesellschaft, ihre Kooperation mit der Deutschen Messe AG in Hannover zu intensivieren. Die beiden verkündeten eine "Wind-Allianz", mit der sie gemeinsam internationale Märkte erschließen wollen. "Ziel ist es, durch ein einzigartiges Kommunikationspaket aus einer Hand ein Schaufenster für die Branche mit internationaler Strahlkraft zu bieten", teilten sie mit.

Zeitgleich wurde bekannt, dass es in Bremen Bestrebungen für eine weitere Windmesse gibt. Der frühere Bausenator Jens Eckhoff erklärte Ende November, eine kleinere Veranstaltung mit 150 Ausstellern und 1.000 Teilnehmern werde in den Bremer Messehallen im nächsten Jahr stattfinden. Auch Kooperationsgespräche mit Husum und Hannover seien geplant. So wolle man die Hamburger Pläne durchkreuzen. "Wenn wir erfolgreich sind", so Eckhoff, "redet keiner mehr von Hamburg."

Prien und Magnussen sehen besonderen Kooperationsbedarf bei der Ausweisung und Anbindung von großen Gewerbeflächen in der Metropolregion und auch bei der Durchsetzung großer Infrastrukturprojekte. "Die Zeiten der Kirchturmpolitik", finden beide, "müssen vorbei sein."

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