Nach einem Streik bei Turkish Airlines: Fristlose Kündigung per SMS
Weil sich Mitarbeiter der staatlichen Turkish Airlines an einem Bummelstreik beteiligten, wurden sie entlassen. Sie protestierten gegen das rigide Streikrecht in der Türkei.
ISTANBUL taz | Rund 300 Beschäftigten der staatlichen türkischen Fluggesellschaft Türk Hava Yollari (Turkish Airlinies) wurde in den letzten zwei Tagen fristlos gekündigt, weil sie sich an einem angeblich illegalen Streik beteiligt hatten.
Dabei handelt es sich hauptsächlich um Kabinenpersonal der Flugzeuge, Stewards und Stewardessen sowie Mitarbeiter am Hauptstandort der Airline, dem Istanbuler Großflughafen „Atatürk“.
Etliche hundert Turkish-Airlines-Mitarbeiter waren am Dienstag und Mittwoch einem Aufruf ihrer Gewerkschaft Hava-Is gefolgt. Sie hatten Dienst nach Vorschrift gemacht oder waren per ärztlichem Attest dem Dienst ganz ferngeblieben. Damit protestierten sie gegen einen Gesetzentwurf der Regierung, mit dem ihnen ein Streik zukünftig generell verboten werden soll. Der Bummelstreik führte zu großem Chaos an Istanbuls wichtigstem Flughafen. Turkish Airlines musste über hundert Flüge streichen, andere Flüge starteten mit stundenlangen Verspätungen.
Die Leitung der Airline reagierte darauf mit aller Härte. Die 300 Streikenden erhielten laut Gewerkschaft eine SMS mit dem Text: „Da Sie sich an dem unerlaubten Streik von Hava-Is beteiligt haben, wird Ihr Arbeitsvertrag aufgrund der illegalen Beteiligung am Streik ohne Abfindung mit sofortiger Wirkung aufgelöst.“
Gewerkschaftschef Attilay Aycin kündigte an, man werde die Proteste am Flughafen Atatürk so lange fortsetzen, bis diese „illegalen Kündigungen“ wieder aufgehoben worden seien. Die Fluggesellschaft hat allerdings mittlerweile so viele Ersatzleute herbeigebracht oder neu angestellt, dass sich der Flugverkehr schon am gestrigen Donnerstag wieder normalisierte.
Parallel dazu hat die Regierung ihre Absicht bekräftigt, allen Mitarbeitern von Turkish Airlines per Gesetz Streiks zu verbieten, um übergeordnete Interessen des Landes zu schützen.
Zu streiken ist in der Türkei insgesamt sehr schwierig. Das Arbeits- und Gewerkschaftsrecht erlaubt Streiks nur in Ausnahmesituationen. In der Regel müssen sie von den Gouverneuren der Provinz genehmigt werden, in denen sie stattfinden sollen. Die Arbeit der Gewerkschaften unterliegt der restriktiven Gesetzgebung, die die Militärs nach dem Putsch 1980 durchgesetzt hatten. Viele Relikte aus dieser Zeit wurden beseitigt, doch an der Gewerkschaftsgesetzgebung hält die Regierung unter Recep Tayyip Erdogan weitgehend fest.
Leser*innenkommentare
Demokratis
Gast
Es ist schade , das jetzt die Taz genauso undifferenzierte Artikel veröffentlich wie die Welt.
1. TK ist nicht staatl. siehe Website des Unternehmens bzw. Wikipedia.
2. Das Streikrecht ist nicht korrekt dargestellt. Stichwort Friedenspflicht wie in der BRD.
3. Im Gegensatz zur Deutschland dürfen Beamte streiken.
Dennoch ist es traurig für die 300 Mitarbeiter die gekündigt worden sind , ich gehe davon aus , dass das Arbeitsgericht in Istanbul die Kündigungen einkassieren wird.
Jürgen
Gast
@Ugur
Wenn Sie meinen dieser Artikel ist turkophob dann bitte machen Sie die Probe aufs Exempel, gehen Sie in die Türkei, lassen Sie sich von Turkish Airline anstellen und bei der nächsten Möglichkeit zum Streik sehen Sie selbst was passiert. Nur so können Sie es lernen das eben einiges in der Türkei ganz und gar nicht stimmt und Ihr Führer Erdogan mit seiner AKP immer mehr zum Diktator mutiert.
isabell
Gast
@Ugur
Der Artikel ist doch nicht turkophob nur weil
Nachrichten objektiv vermittelt wurden.
Wenn Sie den Artikel noch einmal lesen, stellen
Sie sogar fest, dass dieser Artikel wertungsfrei
ist. Sie werten die Nachricht negativ für die
Türkei und das völlig zu Recht.
Sind Sie jetzt turkophob?
Ob Holocaust gegen Armenier oder Streikbevormundung
durch Gouverneure, die Türkei muss zu ihren
Fehlern stehen, wie jede andere fortschrittliche
Nation auch!
Die türkischen Repräsentanten sollen sich nicht
erdreisten der Welt einen Maulkorb verpassen zu
wollen.
Ugur
Gast
Was soll dieser turkophobe Artikel hier in der taz?