Hausgenossen unterm Dach

PLAGEGEISTER Steinmarder suchen gern in Dachstühlen Unterschlupf, längst auch in den Städten. Für die Bewohner ist der Eindringling meist ein Ärgernis. Ihn wieder loszuwerden, ist gar nicht so einfach

VON MERET MICHEL

Einen solchen Nachbarn wünscht sich keiner: Er poltert rum, lässt Reste von Tierkadavern liegen, bis sie verwesen, und zerstört auch mal die Dämmung des Hauses. Die Rede ist hier nicht vom Messie von nebenan, sondern vom Marder.

Genauer: vom Steinmarder. Im Gegensatz zu anderen Marderarten, etwa dem in Wäldern heimischen Baummarder, fühlt sich der Steinmarder in der Zivilisation äußerst wohl. Hier findet er stets genug zu fressen – außer dass er Mülltonnen durchwühlt, nagt er auch gern mal Autokabel durch. Neben Nahrung findet er hier unter den Hausdächern auch Unterschlupf.

„In ländlichen Gegenden kennt man das schon lange, dass sich der Steinmarder in Dachstühlen einnistet“, sagt Andreas Kinser von der deutschen Wildtierstiftung. Aber auch in urbanen Gebieten richtet sich der Steinmarder gern zwischen den Dachbalken ein. Über hausnahe Hecken und Bäume gelangt das Tier auf das Dach – und schlüpft über Löcher und Ritzen ins Innere. „Der Marder ist ein hervorragender Kletterer“, sagt Kinser.

Zu Gesicht kriegen ihn die Hausbewohner selten, denn der Marder ist nachtaktiv. Eher bemerken sie ihn durch Poltern – oder, wenn er im Frühling Nachwuchs hat, durch Fiepen. Zwar ist der Marder nicht ständig im Dach, denn meistens hat der Lebenskünstler mehrere Dächer oder Höhlen, die er parallel als Unterschlupf nutzt. Mittels Duftstoffen signalisiert der Einzelgänger dann seinen Artgenossen: Dieses Revier gehört mir.

Hat sich das Tier erst mal eingenistet, verschwindet es in der Regel nicht von selbst wieder. „Der Steinmarder hat praktisch keine natürlichen Feinde“, sagt Kinser. Manchmal entdecken Hausbesitzer bei einer Renovierung einen Kadaver im Gebälk.

Auch wenn sich der Steinmarder in menschlicher Nähe außerordentlich wohl fühlt – für die Hausbewohner, die einen solchen Mitbewohner im Dach haben, ist das Tier meist ein Ärgernis. Er schleppt tote Tiere ins Dach und nagt auch gern mal an Dämmung und Kabeln. „Ich habe Dächer gesehen, bei denen die ganze Dämmung zerstört war“, sagt der Dachdeckermeister Christian Wiese. Ein Teil seines Geschäfts besteht darin, die Tiere aus den Dächern zu vertreiben.

Um das Tier loszuwerden, scheint es zahlreiche Methoden zu geben: Die Website marder-wissen.de stellt 18 Tipps vor, wie man den Marder effektiv verjagt. Neben Anti-Marder-Spray finden sich hier auch kreative Lösungen wie „in Teile der Dämmung urinieren“, oder „Katzenhaare verteilen“. Laut Dachdecker Wiese sei alles Quatsch. „Will man den Marder loswerden, muss man ihn rauslocken und den Eingang verschließen, durch den er ins Dach gelangt“, sagt er.