Adventskalender (15): Stilles Örtchen, heiliges Örtchen

In Berlin gibt es nun klimafreundliche Parktoiletten. Gut, nur 24 in der ganzen Stadt. Dafür sind die Klos geschlechtergerecht und kostenfrei.

Lena Otvedi, die Gründerin von Missoir, dem weiblichen Pendant des Pissoirs, führt die öffentliche Toilette ohne Wasserverbrauch in der Hasenheide anlässlich des Welttoilettentags, dem 19. November, vor.

Gute Laune auf dem Missoir: Unternehmensgründerin Lena Otvedi Foto: Annette Riedl/dpa

Es gibt sie noch, die nicht ganz so schlechten Dinge – auch wenn sie derzeit rar gesät sind. In diesem Advent zaubern wir jeden Tag etwas Meckerfreies aus unserem Kalender. Sei’s politisch, musikalisch oder kulinarisch. Oder, wie heute, lebenspraktisch und geschlechtergerecht.

Alle kennen das. Die Suche nach einer öffentlichen Toilette kann zur Tortur werden. Gerade wenn man nicht mit einem Penis zur Welt gekommen ist, denn die Benutzung der Pissoirs ist bei den meisten öffentlichen Toiletten kostenfrei.

Insgesamt gibt es in Berlin 472 öffentliche Toiletten. Klos, die zwar allen zur Verfügung stehen, aber bei Weitem nicht von allen gleich genutzt werden können. Kritik äußert zum Beispiel der Landesseniorenbeirat Berlin (LSBB) in einer Pressemitteilung. Dass viele Toiletten nur noch bargeldlos, also mit Geldkarte oder einem digitalem Zahlungssystemen nutzbar sind, stört den LSBB besonders. Viele Se­nio­r*in­nen und obdachlose Menschen würden so von der Nutzung ausgeschlossen.

Doch solche Probleme könnten bald der Vergangenheit angehören. Seit April läuft das Pilotprojekt „Klimafreundliche Parktoiletten für Berlin“ der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Ziel sei, eine umweltfreundliche und nachhaltige Toi­letteninfrastruktur im öffentlichen Raum zu schaffen, so die Senatsverwaltung.

In Kooperation mit den Firmen Missoir, Eco-Toiletten und Finizio wurden 24 neue ökologische, geschlechtergerechte und kostenfreie Toiletten in Berlin aufgestellt. Jeder der 12 Bezirke ist somit im Besitz von jeweils zwei klimafreundlichen Trockentoiletten, bestehend aus einem von Missoir entworfenem Flinta*-Hockurinal – Flinta* ist ein Akronym für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen – sowie einem „Unisex- Pinkelbecken“ von Finizio und einer Sitztoilette von Eco-Toiletten. Die Toiletten verfügen außerdem über einen gefilterten Regenwassertank und eine autarke Stromversorgung durch Solarpanels.

Bis zum 31. März 2024 dauert die Testphase. Auf der Internetseite mein.Berlin.de können die Ber­li­ne­r*in­nen die neuen Parktoiletten bewerten und Verbesserungsvorschläge machen. Die Standorte der neuen „klimafreundlichen Parktoiletten“ sind auf der Seite der zuständigen Senatsverwaltung zu finden. Es gibt auch eine neu entwickelte Berliner Toiletten-App.

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