Aboud Saeed wurde 1983 geboren und lebte bis November 2013 in der Kleinstadt Manbidsch in der Provinz von Aleppo im Norden Syriens. Er ist gelernter Schmied und Schweißer. 2009 eröffnete Saeed ein Facebook-Konto und hinterlässt dort täglich Einträge. Der klügste Mensch im Facebook, eine Auswahl aus seinen Statusmeldungen, ist sein erstes Buch. Er lebt seit November 2013 in Berlin mit politischem Asyl. 2015 erschien seine zweite Publikation Lebensgroßer Newsticker über sein Aufwachsen in Syrien, einem Land, das es so nicht mehr gibt.
Ich tausche meine Lampe aus, meine Musik, meine Facebook-Freunde, zumindest die patriotischen. Alles vergeblich.
Mein Freund Hasan liebt die Gesellschaft von Ausländern. Ich leide darunter, da mein Englisch äußerst bescheiden ist.
Ich wünsche mir eine friedliche Heimat, dass ich meine Eltern bald sehe, in Deutschland bleiben und Kebab essen kann.
Eigentlich ist es egal, was ich poste: Die Kommentare meiner Facebook-Freunde aus Aleppo lauten immer gleich.
Die Berliner Kälte treibt mir die Tränen in die Augen. Alle, die mich sehen, denken, ich weine einen Eimer Tränen um Syrien.
Sie zieht immer aufreizendere Sachen an. Sie sagt: „Bleib du einfach zu Hause und ruh dich aus, ich gehe arbeiten und halte dich aus!“
Alle sprechen über Facebook – obwohl sie keine Ahnung haben. Da fragt man besser mal den klügsten Mensch im Facebook.
Was man eben so träumt, morgens, bei der ersten Tasse Kaffee, wenn keine neuen Bombardements vermeldet werden.
Oh, wenn sie nur wüssten!, denkt unser Kolumnist aus Syrien. Und knallt dann mal alles auf den Tisch.
Wäre ich ein Insekt, würde ich, der Marginalisierung zum Trotz, die Kamera des Fotografen anpeilen und mich auf die Linse der Kamera setzen.
Unser Kolumnist, der Menschheit treuer Held, jagt, foltert und unterliegt am PC einem Mädchen – bis er feststellt: Er kennt es.
Denk ich an „Arbeit“, dann denk ich an den Schmied, den Anstreicher, den Metzger, den Schneider – aber doch nicht ans Schreiben.
Gegenüber allem soll man hierzulande Position beziehen, von der Ampel bis zur leeren Zigarettenschachtel. Auch wenn man aus Syrien stammt.
Ich bekomme diese Anrufe aus Syrien. Sie wollen, dass ich ihnen helfe. Sie haben den Unterschied zwischen Asyl und Staatsbürgerschaft nicht kapiert.
Alles muss weg. Besonders Du von der Tafel. Ein Gedicht.